Allgemein Spinnen giftige

Erstellt Tox Mü Kleber J.J.; Wagner Ph.;  Dez. 98

TOXIKOLOGIE
-- BRD + EUROPA siehe ALLGEMEIN SPINNEN BRD + EUROPA
-- UNGEFÄHRLICHE SPINNEN: die meisten Spinnen verursachen
   nur leichte Symptome od. gar keine Symptome nach dem Biß
  -treten nach symptomloser Latenz erstmals od. erneut
   Symptome auf (Schmerz, Nekrose, neurologische Symp.) ist
   mit einem gefährlichen Spinnenbiß zu rechnen und klin.
   Überwachung ist angezeigt
-- ALLERGIE: bei jedem Spinnenbiß (auch von ungefährlichen
   Spinnen ist eine Allergie vom Erythem bis zur schweren
   Anaphylaxie möglich
-- LEBENSGEFÄHRLICHE Spinnenbisse: vor allem bekannt von
   Latrodectus sp; Loxosceles sp; Sicarius sp; Atrax sp;
   Phoneutria sp
--

SCHMERZHAFTE SPINNENBISSE: mit obigen Ausnahmen sind
   auch schmerzhafte Spinnenbisse meist harmlos, obwohl
   hier manchmal leichte Allgemeinsymptome und Nekrosen vor
   kommen können, sehr selten schwere Symptome bis Schock
   bei stärkeren Schmerzen ist zumindest ärztliche Beobach-
   tung für 4-6h zu empfehlen

LEBENSGEFÄHRLICHE SPINNENBISSE
-- EUROPA + WELWEIT (BRD nur ausgekommene Exemplare)
  LATRODECTUS SP (schwarze Witwe): Biß anfangs
   schmerzlos, nach 0,5-2 Std. stärkste Muskelschmerzen
   auch auf Brust + Abdomen ausbreitend (DD Infarkt, akuter
   Bauch)
  
  LOXOSCELES SP: Biß anfangs oft schmerzlos, nach 2 bis
   8h stärkste lokale Schmerzen ausstrahlend + Erythem und
   zunehmendes Ödem, dann sich ausdehnende Nekrose
   ANTISERUM weltweit erhältlich
-- AFRIKA:
  SICARIUS SP: Südafrika (evtl. Südamerika): massive
   Nekrosen in 1.h beginnend; Herzmuskel + Lungengewebs-
   Schäden in ersten 24h, Verbrauschskoagulopathie
   KEIN ANTISERUM vorhanden
  -seltene + nicht abgesicherte Berichte über Spinnenbisse
   mit schwerer Vergiftung bis tödlichem Ausgang ohne
   genaue Symptomangaben werden berichtet aus Südafrika von
   Harpactirella sp + Madagaskar Phrynarachne rugosa
-- AUSTRALIEN
  ATRAX SP: starke Schmerzen + Muskelspasmen nach 10Min
   bis über 1 Std.; Delir, Krämpfe, Atemlähmung; Hypertonie
   Herzrhythmusstörungen; Verbrauchskoagulopathie
   ANTISERUM in Australien vorhanden

-- SÜDAMERIKA
  PHONEUTRIA SP: nach 10-20 Min. sehr starke Schmerzen,
   Sensibilitätsstörungen, eventuell Krämpfe, Lähmung bis
   zur Atemlähmung zunehmend bis zu 17h nach dem Biß;
   zusätzlich Hypertonie und Rhythmusstörungen möglich
   ANTISERUM wird in Südamerika hergestellt
  -seltene + nicht abgesicherte Berichte über schwere Ver-
   giftung gibt es von Trechona sp ohne Symptomangaben

SCHMERZHAFTE SPINNENBISSE
Bei diesen Spinnenbissen steht der leichte bis mittlere nur selten starke Schmerz im Vordergrund; teilweise sind auch Nekrosen bis Ulcera und leichte Allgemeinsymptome möglich. Viele der hierher gehörenden Spinnen findet man unter den Originalnamen in Toxinfo, falls diese bekannt sind.
-- EPIDEMIOLOGISCH WICHTIGE GATTUNGEN SIND z.B.:
  CHEIRACANTHIUM SP: Europa + Weltweit; mittlerer bis
   starker Schmerz; Nekrosen außer Europa häufig; leichte
   Allgemeinsymptome in Europa, weltweit auch schwere
   Allgemeinsymptome bis Schock berichtet
  FALLTÜRSPINNEN ALLGEMEIN: Europa + Weltweit; vor allem
   Schmerz
  HUNTSMAN SPIDER AUSTRALIEN: starker Schmerz, milde
   systemische Symptome
  HUNTSMAN SPIDER SÜDAMERIKA UND SÜDAFRIKA: Schmerz
   langdauernder
  LAMPONA CYLINDRATA: Australien; Schmerz, Nekrosen,
   leichte Allgemeinsymptome
  TARANTELN UND WOLFSSPINNEN: Europa + Weltweit; vor
   allem Schmerz
  TEGENARIA AGRESTIS: Europa + Amerika; anfangs leichter
   Schmerz; von Nordamerika Std. nach dem Biß Entstehung
   schwere Nekrosen berichtet
  VOGELSPINNEN ALLGEMEIN: Weltweit + selten Europa; vor
   allem Schmerz + Brennhaarkomplikationen
-- EPIDEMIOLOGISCH UNBEDEUTENDE SPINNEN mit hauptsächlich
   Lokalsymptomatik sind unter ihrem wissenschaftlichen
   Namen in TOX-INFO zu finden, Arten mit sehr seltenen
   Bißunfällen sind zusammengefaßt unter
   Spinnen lokal giftig außereuropäisch

THERAPIE SPINNENBISSE ALLGEMEIN
-- ALLGEMEINE THERAPIE: immer ist auf Wundsäuberung und
   intakten Tetanusschutz zu achten
  -BERUHIGEN des Patienten beugt unspezifischen vegetativen
   Symptomen vor.
-- STATIONÄRE BEOBACHTUNG:
  -SPINNENNAMEN BEKANNT mit lat. Namen durch Fachmann gesi-
   chert siehe unter diesem Namen in --> TOX-INFO
  -bei UNIDENTIFIZIERTEN tropischen Spinnen mind. 6h ärztl.
   überwachen, bei Symptomen bis zu deren Abklingen

  -treten nach beschwerdefreiem Intervall nochmal Symptome
   auf (Schmerz, lokal Nekrose, Krämpfe), muß der Pat. er-
   neut ins Krh. und es sollten an Hand der Herkunft der
   Spinne und den Symptomen zumindest die oben aufgeführten
   gefährlichen Spinnen ausgeschlossen werden
-- ANTIDOTE und spezifische Therapie
   spezifische Therapie ist nur für die oben genannten
   LEBENSGEFÄHRLICHEN SPINNENBISSE bekannt (siehe dort)

IDENTIFIKATION
Identifizierung von Spinnen nur von Fachmann möglich; gänzlich verschiedene Gattungen können ähnlich ausschauen;
VERLÄSSLICHE Zuordnung ist nur mit dem LAT. NAMEN möglich
ohne diese Kriterien sollte eine Spinne als unbekannt gelten

SYNONYME
Spinnen giftige allgemein; Spider; Giftspinne;

GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Spinnen giftige; Tiere giftige; Differentialdiagnosen

LITERATUR

Siehe jeweiligen Spezialtext in TOX-INFO