TOXIKOLOGIE
-- ANDROCTONUS Sp: starker lokaler Schmerz; mit schweren
Allgemeinsymptomen von Herz/Kreislauf und ZNS ist beim
Stich aller Arten zu rechnen;
-
VORKOMMEN: Nordafrika, nahen + mittlerer Osten bis Indien
-bekanntermaßen gefährliche Arten sind:
- A.australis: Tunesien + Algerien auch Todesfälle (1)
- A.crassicauda: Jordanien schwere Vergiftungen (1);
Südwest-Iran Todesfälle (meist Kinder (4)
- A. mauretanicus: gefährliche Stiche in Marokko (1)
- A. amoreuxi; A. aeneas (3); A.bicolor
PHARMAKOKINETIK
-- Gift v. A.australis im Tierversuch (2):
--Verteilungs-HWZ: 4-7 Min.
--Eliminations-HWZ: 4-13 Std.
-- Gift v. A. crassicauda: wegen der begrenzten HWZ erholen
sich alle behandelten Patienten innerhalb v. 24 Std. (4)
SYMPTOME
sofort Schmerz an Stichstelle, dann Allgemeinsymptome mit
Erholung innerhalb 24h auch in schweren Fällen unabhängig von der Thearpie
-- LOKAL: sofort nach Stich sehr starker Schmerz an Stich-
stelle mit Ausstrahlung auf gesamte Extremität (4)
-- VEG. NS: Speich-, Tränen- und Bronchialfluß; Bradykardie
-- ZNS: Agitation, Ruhelosigkeit, Delir, Verwirrung,
Krampfanfälle, Koma (4)
-MUSKEL Muskelkrämpfe (auch nahe der Stichstelle) Opistho-
tonus, Muskellähmung (für Stunden) (4).
-- GIT Übelkeit, Erbrechen, Speichelfluß, aber auch trock-
ener Mund, Durchfall (4).
-- COR anfangs Bradykardie, bald Sinustachykardie + Hyperto-
tonie häufig; selten spät kardiogener Schock Herzinsuff.
-- PULMO: Lungenödem kardiogen, Bronchorrhoe (2,4)
-- SONST: Hyperthermie (2), Tränenfluß, Rhinorrhoe, Miosis,
Schwitzen, Durst, selten Priapismus (4).
THERAPIE
-- Schmerz: Analgetikum wie Paracetamol oder auch Opiat am
effektivsten lokale Infiltration von 1-2% Lidocain (4).
-- Atropin: nur vorsichtig zur Antagonisierung der choli-
nergen Symptome (4)
-- Hypertonie, Tackykardie, Lungenödem: symptomatisch mit
Nitraten oder Nifedipin siehe Allgemein Skorpione
-- ANTISERUM (1): auf Antisera kann normalerweise verzichtet
werden symptomatische Therapie ausreicht und die Wirk-
samkeit herkömmlicher Antiseren unsicher war (1,4)
->Skorpiongift-Immunserum Nordafrika (Twyford) A.australis
A.crassicauda, A.amoreuxi + A.aeneas: Kreuzwirkung
"Skorpiongift-Immunserum" Nordafrika Twyford behauptet(6)
->ScorpiFav (Pasteur Lyon) hypoallergisches Fab-Fragment-
Antiserum (evtl. besser wirksam, bisher keine Berichte
gegen A. australis + A. crassicauda (7)
-- Stationäre Überwachung (4):
- bei SCHMERZ: immer 4-6h klin. überwachen bei Allgemein-
symptomen bis zu deren Abklingen mit EKG-Monitor und
evtl. auf Intensivsation
TOXIN
--Das Gift von A. australis zeigt im Tierversuch zwar
geringere Toxizität als das von L.quinquestriatus, doch
ist die verfügbare Giftmenge dieser großen Art
entsprechend größer (1).
Nur 3% des Gesamtgiftes entfallen auf ein am Natriumkanal
erregbarer Membranen angreifendes Toxin. Dieses sog.
alpha-Toxin (in mehreren Skorpiongiften der alten Welt
enthalten) verzögert das Schließen des Natriumskanals und
führt somit zu einer Verlängerung des axonalen
Aktionspotentials und zu einer Dauererregung.Die für den
Natriumkanal spezifischen Toxine bewirken eine
Ausschüttung von Neurotransmittern (z.B. Katecholamine)
(2,5).
--Das Gift von A. crassicauda enthält auch einen die
Acetylcholinrezeptoren stimulierenden Bestandteil, was
die parasympathischen Vergiftungssymptome erklärt. Daß
auch sympathomimetische Effekte (Tachykardie, trockener
Mund) vorkommen, könnte an einer Acetylcholin-
vermittelten, erhöhten Ausschüttung von Adrenalin und
Noradrenalin liegen (4).
VORKOMMEN
-A. aeneas = A. bicolor aeneas: s. A. bicolor.
-A. amoreuxi: Nordafrika (südlich bis Senegal im Westen
bzw. Sudan im Osten), Sinai, Israel, Libanon, Syrien,
Iran, Pakistan, Afghanistan.
-A. australis: Nordafrika (von nördlichem Algerien bis
Ägypten und Sudan), Sinai.
-A. bicolor: Marokko, östliches Algerien, Hochland
Tunesiens, Libyen, Ägypten, Sinai, Israel, Lianon,
Syrien.
-A. crassicauda: südöstl. Türkei, Aserbeidschan, Iran,
Irak, Syrien, Libanon, Israel, Jordanien, arabische
Halbinsel, südliches Marokko.
-A. finitimus: westliches Indien.
-A. hoggarensis: Sahara.
-A. mauretanicus: Marokko.
-A. sergenti: Marokko.
(1)
BESCHREIBUNG
Zangen schlank, an der Basis blasenförmig aufgetrieben. Schwanz auffallend dick (daher der deutsche Name Dickschwanzskorpione) mit charakteristischen Kiele auf der Oberseite der einzelnen Schwanzsegmente. Nachtaktive Tiere, bewohnen Wüsten oder Halbwüsten, bis in 2000 m Höhe vorkommend (A. hoggarensis), während feuchte Küstenzonen gemieden werden. Leben auf steinigen oder sandigen Böden, auch in Sanddünen, meist unter größeren Steinen, auch in Nähe von Siedlungen, dringen in Häuser ein.
--A. amoreuxi: 6-9 cm lang; gelb oder olivbraun.
--A. australis: bis 10 cm oder länger; gelbe Färbung,
wobei Zangen und letzte Schwanzsegmente oft dunkel
gefärbt sind.
--A. bicolor: bis über 9 cm lang; dunkelbraun oder
dunkeloliv, wobei die Enden der Gliedmaßen hell
gefärbt sind.
--A. crassicauda: bis 10 cm oder länger; verschiedene
Brauntöne von hellbraun über rötlich-, grünlich- und
dunkelbraun bis schwarz, wobei die Zangen und
Endglieder der Gliedmaßen hell gefärbt sind.
(1)
SYNONYME
Dickschwanzskorpione; Fat tailed scorpions; Androctonus australis; Androctonus amoreuxi; Androctonus bicolor; Androctonus bicolor aeneas; Androctonus crassicauda; Androctonus finitimus; Androctonus hoggarensis; Androctonus mauretanicus; Androctonus sergenti; Androctonus aeneas;
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Skorpione allgemein; Skorpione giftige Nordafrika; Skorpione giftige Vorderasien; Tiere giftige
LITERATUR
(1) Junghanss, Th., Bodio, M.: Notfall-Handbuch Gifttiere,
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1996.
(2) Poisindex, 1974-1996, Micromedex Inc., Vol. 88, Endet
12. 1998
(3) Schmidt, G., Giftige und gefährliche Spinnentiere, Die
neue Brehm-Bücherei, Band 608, Westarp Wissenschaften,
Magdeburg, Essen, 1993.
(4) Radmanesh, M.: Androctonus crassicauda sting and its
clinical study in Iran. Journal of Tropical Medicine
and Hygiene, 1990, 93, 323-326.
(5) Mebs, D.: Gifttiere, Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1992.
6. Twyford Ph.: Gebrauchsinformation zu "Skorpiongift-
Immunserum" Nordafrika 1998
7. Pasteur-merieux Fax mai 2001