TOXIKOLOGIE
Verwechslungsgefahr mit Vogelspinnen, da ziemlich groß und von ähnlicher Statur. EXAKTE BESTIMMUNG NUR DURCH FACHMANN MÖGLICH
-- ATRAX ROBUSTUS gefährlichste Spinne austral. Raumes (2)
mind. 13 Todesfälle bekannt, v.a. Kinder (1,3)
-- ATRAX spp.: alle Arten müssen als für den Menschen ge-
fährlich angesehen werden (ähnliches Gift) (2)
-- HADRONYCHE spp. (früher zu Gattung Atrax gehörig):
ähnliche Gifte wie Atrax spp. bisher kein Todesfall
nachgewiesen (3);
H. (A.) formidabilis evtl. noch gefährlicher als A.
robustus (5)!
-- TIERTOXIZITÄT: bei Tieren unterschiedlich toxisch
Primaten starke Wirkung, Katzen und Kaninchen nur wenig
Symptome (1)
--
VORKOMMEN: Australien, auch in Häusern in der Stadt (3)
SYMPTOME
Sämtliche systemischen Symptome können bereits nach 10 min. auftreten, aber auch erst nach über einer Stunde (2,3);
-- LOKAL: starke Schmerzen meist länger als 30 min (3),
Erythem; Muskelfaszikulationen, Muskelspasmen, Pilo-
erektion (1)
bei H. formidabilis Schmerzen mit folgender Gefühllosig-
keit berichtet; später Urtikaria (2)
-- ZNS: periorales Taubheitsgefühl, Zungenspasmen, Reflex-
steigerung, Muskelfaszikulationen/Spasmen, Krämpfe
Verwirrtheit, Angst, Delir, Koma, Hirnschäden (1,2);
erhöhter intrakranieller Druck bei Versuchsaffen (3)
-AUGE: Erblinden, Miosis (2)
-- PULMO: Dyspnoe, Atemlähmung, akutes Lungenödem (nicht
kardiogen) (1,2)
-- COR: initial Hypotonie, dann mehrere h Hypertonie, dann
wieder Hypotonie (3), Tachykardie, Arrhythmie (AV-
Block/Ektopien (3)), Zyanose, Herzstillstand (1,2),
-- GIT: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen (1,2)
-- LABOR: Verbrauchskoagulopasthie (2), metab. Azidose,
Creatin-Kinase-Anstieg (3),
-- NIERE: Nierenversagen (2)
-- SONST: Schweißausbrüche, Speichel/Tränenfluß, Schüttel-
frost (1,2); Fieber (3);
-- TOD: Kindern evtl. bereits nach 15-90 min, Erw. evtl.
erst nach 6 Tagen!
THERAPIE
-- ERSTE HILFE: Druckverband (Immobilisations-Kompressions-
methode) (1); Extremität ruhigstellen, Schienen (4);
Tetanusprophylaxe;
Auch bei Symptomlosigkeit immer mind. 24h stationär (6)
-- LABOR: Überwachung Elektrolyte, Säure-Basenhaushalt,
Nierenfunktion, CK, Blutbild, Gerinnung (3)
-- Hyper- + Hypotonie: ANTIVENIN; wegen Übergang von Hyper-
zu Hypotonie + umgekehrt vasoaktive Medikation nur wenn
dringend indiziert vorsichtige Therapie (z.B.Nitrate)
-- ANTIDOT: Funnel-web spider antivenom; Commonwealth
Serum Laboratories, Parkville/Melbourne, Victoria,
Australien (1,3)
wirksam gegen Atrax und Hadronyche spp [Zur Herstellung
A.robustus verwendet (2)]
-INDIKATION: bei neurolog. Symptomen + Hyper-Hypotonie;
nicht nötig bei Schmerzen (3)
-DOSIS (Kind + Erw. gleiche Dosis): initial 2-4 Amp.i.v.
Wiederholung nach 15min. bis zur Besserung (1); evtl. 8-
18 Amp. nötig (3)
Antihistaminikum + Cortison i.v. zur Prävention einer
Allergie empfohlen (1)
-WIRKSAMKEIT: Antiveninbehandlung senkt Morbidität + Mor-
talität drastisch (keine Todesfälle)(1); Krankheitsdau-
er von 2-3 Wo.durch Antivenin auf 2-3d verkürzt(6)
Symptombesserung innerhalb von Stunden; aber mindestens
24h länger unter Beobachtung halten (3), neuerliche
Antiveningabe kann nötig werden (1)
TOXIN
-- GESAMT
TOXIN
-LD50(Maus: i.v. 0,2-0,35mg/Maus; s.c. 0,4-1mg/Maus(2)
Wirkbeginn im Makaken-Experiment sofort (i.v.) oder mit
nur 2 min Verzögerung (s.c.) (3).
Viele gegen Atrax-Gift resistente Tiere haben in Serum
Atrax-Gift-Hemmer (AVI) (2)
-- ATRAX
TOXIN: besonders starke Giftwirkung Menschen +
Primaten (Makaken); Mäuse geringer empfindlich (1,2,3)
Präsynaptische Membranbindung (3) mit erhöhter Acetyl-
cholinfreisetzung; multiple Aktionspotentiale präsynap-
tisch + an motorischer Endplatte mit Muskelfaszikulieren
gesteigerte Katecholaminausschüttung an postganglionären
Nerven(2,3), sympathische + parasympathische Erregung;
gleichzeitig evtl. auch Inhibierung der Transmitterfrei-
setzung (3). Keine deutliche Entleerung der Vesikelbläs-
chen, keine dauerhafter Nervenschaden
-ANTIDOTE: Hemmung durch d-Tubocurarin, Tetrodotoxin,
erhöhten Magnesiumgehalt. Motorische Symptome auch durch
Gallamin, Suxamethonium, Diazepam blockierbar (2)
Aktivierung von Na-Kanälen bei intaktem Membranpotential
aktiv werden; evtl. direkte Myokardwirkung (2)
-- KOMPONENTEN im ATRAX-
TOXIN
-Atraxin (Neurotoxisch): (76 AS-Reste; pro mg 200mal
toxischer als Gesamtgift!);
-Robustoxin (42 AS-Reste, MW 4854; LD50 0,16 mg/kg);
-Versutoxin (42 AS-Reste, MW 4852; LD50 0,22 mg/kg) (2,3)
-Weitere Bestandteile: Alkalische Phosphatase, Aminobuty-
rat freie Aminosäuren, Hyaluronidase, Serotonin, Phos-
phodiesterase, Polyamine, Glycerin, Harnstoff, Glucose,
Tyramin, Oktopamin, Serotonin, Protease, Spermin (neph-
rotoxisch), Spermidin (möglicherweise nierenschädigend),
Chrom, Titan (2), GABA, Lactat, Zitrat, Trimethylsilyl,
Pentafluoropropionat-Derivate (3);
BESCHREIBUNG
EXAKTE BESTIMMUNG NUR FACHMANN MÖGLICH
Verwechslungsgefahr mit Vogelspinnen, da ziemlich groß und von ähnlicher Statur. Allerdings haben letztere meist stärker behaarte Beine mit polsteratigen Endgliedern, während die weniger behaarten Beine der Atrax sp. distal spitz enden. Die Angaben beziehen sich auf ausgewachsene Exemplare. Über die Giftigkeit der Jungtiere, die besonders in frühen Stadien viel heller als adulte Spinnen gefärbt sind, liegt keine Information vor.
Körperlänge ohne Beine und Chelizeren (Kieferlauen) 1,5 bis 4,5 cm; Vorderkörper und Beine von dunkler Farbe, fast haarlos scheinend und metallisch glänzend. Hinterleib mit kurzem Haar besetzt. Gewöhnlich fehlt ein erkennbares Muster, obwohl einige Arten (nicht A. robustus) eine unregelmäßige "Tarntracht" besitzen. Männliche Tiere einiger Arten besitzen einen Sporn am zweiten Beinpaar. Augen nahe zusammenliegend, Spinndrüsen am Hinterleibsende gut erkennbar.
Drohgebärde: Vordere Beinpaare nach oben gestreckt, Giftklauen gespreizt, Vorderkörper aufgerichtet.
Die Trichternetzspinnen bauen mit Seide ausgesponnene Röhren in den Boden oder in und an Baumstümpfen, von deren Öffnung Stolperfäden ausgehen. Einige Arten bevorzugen "Falltüren" als Abdeckung ihres Nestes, andere leben mehrere Meter hoch in alten Baumstämmen. Manchmal besitzen die Röhren einen zusätzlichen Notausgang. Die Spinnen bauen oft dicht beieinander. Männliche "Funnelwebs" verlassen ihre Röhren bei der Partnersuche und gelangen so auch öfter in Häuser, bzw. in Kleidung (3), wo es dunkel und warm ist. Angetroffen werden sie auch in leeren Swimmingpools , leeren Konserven-Dosen (2). Über Holztransporte gelangen die Spinnen ins Innere von Siedlungen. Manche Trichterspinnen-Arten sind weitgehend auf Regenwälder beschränkt (1,3)
VORKOMMEN
Südosten Australiens und Ost-Tasmanien (1)
Atrax spp.: südöstliches Neusüdwales, östliches Victoria (1); A. robustus in 160 km Radius um Sydney (2); nach (6) in 180 km Radius um Sydney;
Hadronyche spp.: Osten Tasmaniens, östl. Neusüdwales, südöstliches Queensland, Süden und Osten Victorias (1); Südöstl. Südaustralien (3);
SYNONYME
Atrax robustus; Sidney funnelweb spider; funnelweb spider; Hadronyche sp.; Atrax formidabilis; Atrax bermagui; Hadronyche adelaidensis; Hadronyche cerberea; Hadronyche eyrei; Hadronyche flindersi; Hadronyche formidabilis; Hadronyche infensa; Hadronyche meridiana; Hadronyche modesta; Hadronyche pulvinator; Hadronyche valida; Hadronyche venenata; Hadronyche versuta; Trichterspinnen australische; Trichternetzspinne; Trichternetz-Vogelspinne; Sydney funnelweb spider; Sydney-Trichternetzspinne; Nordküsten-Trichternetzspinne; Toowooba-Spinne; Australische Trichternetzspinne; Hexathelidae australische; Atraxin; Robustoxin; Versutoxin;
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Spinnen giftige; Spinnen giftige Australien; Tiere giftige
LITERATUR
(1) Junghanss, Th., Bodio, M.: Notfall-Handbuch-Gifttiere, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1996.
(2) Schmidt, G.: Giftige und gefährliche Spinnentiere, die neue Brehm-Bücherei 608, Westarp Wissenschaften, Magdeburg, 1993.
(3) Meier, J., White, J., Handbook of clinical Toxicology of Animal Venoms and Poisons, CRC Press, Florida, USA, 1995.
(4) Toxic plants and animals, Queensland Museum, Brisbane, Australien, 1987
(5) Schmidt, G., Wie gefährlich sind Spinnenbißvergiftungen wirklich?, Natur und Museum, 117 (7), Frankfurt a. M., 1987.
(6) Habermehl, G., Gift-Tiere und ihre Waffen, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 1994