TOXIKOLOGIE
-- Cheiracanthium sp (= Chiracanthium sp = DORNENFINGER =
slender sac spider engl.) ca. 150 Arten weltweit
[aus Fam. der Sackspinnen = Clubionidae = Sac spider]
Giftigkeit unterschiedlich je nach Art + Herkunft (4)
-BRD + EUROPA: Ch. punctorium, Ch. erraticum, Ch. mildei
bis heftiger Lokalschmerz + milde Allgemeinreaktion (4)
(in BRD-Fällen Ch. punctorium wohl meist mit Ch.erraticum
verwechselt(6)
-AMERIKA: bei Ch. inclusum, Ch. mildei, Ch. mordax, Ch.
diversum wird von Nekrose berichtet (1,4,5,9)
-in Südamerika auch Todesfälle berichtet (4)
-SÜDAFRIKA: Ch. lawrencei, Ch. fuculatum Berichte über
nekrotische Läsionen und schwere Allgemeinsymptome (7,8)
-ASIEN: Ch. japonicum (Japan, China, Korea) Symptome
ohne nähere Beschreibung (1)
-AUSTRALIEN: Ch. mordax Ulzeration (2), vereinzelt
Todesfälle (5) evtl. auch durch Ch. brevicalcaratum
SYMPTOME
Symptome dauern meist 24 h, selten bis 2-3 Wochen (2)
-- LOKAL: mittlerer bis starker (3), oft weit ausstrahlen-
der Schmerz, Rötung, Juckreiz, Ödem, noduläre Induration
schmerzhafte LK-Vergrößerung (1)
Bißmarken (6-8mm Abstand) evtl. sichtbar (10)
- USA + SÜDAFRIKA + AUSTRALIEN: bei manchen Arten Nekrose
Ulzerationen (nach Tagen)
-Ch. mordax Hyper- und Hypästhesie, Wärmegefühl (2)
-- GIT: Übelkeit, Erbrechen möglich (3,9)
-- SONST: Kopfschmerzen, Fieber (innerhalb 3d nach Biß(10)),
Schwächegefühl, Druckgefühl in der Brust; sehr selten
Schocksymptomatik (5);
- AUSTRALIEN: Müdigkeit, Schwitzen, vereinzelt Koma bei
austr. Cheiracanthium-Arten (11)
THERAPIE
-- ALLGEMEIN
THERAPIE: Tetanusprophylaxe; evtl. Wundtoilette
auf Sekundärinfektion achten
-- Keine spezifische Therapie in Lit. berichtet
TOXIN
Nekrotisierende und neurotoxische Wirkung (2). Gift von Ch. lawrencei ist grüngelblich und führt zu entsprechender Färbung der Wunde um die Eintrittsstelle (2).
Im Vordergrund stehen die Schmerzen und nekrotischen Symptome.
BESCHREIBUNG
Nur vom Fachmann zu identifizieren.
Etwa 5-20 mm Körperlänge, am zylindrischen Körper seidig behaart. Beine in Ruhe in Längsrichtung gehalten. Kieferklauen auffällig groß. Farbe: Meist keine kräftigen Farbtöne, eher pastellartig gelb, braun bis grün oder rötlich. Nicht selten streifig-fleckiges symmetrisches Muster auf dem Rücken, häufig in kräftigerer Farbe. Körper an Unterlage gepreßt. Kann an glatten Flächen und der Decke ohne Probleme laufen. Geradliniger Gang, schnelles Tempo auf der Flucht. Bleibt nach jedem schnelleren Laufen erst einmal ein bißchen sitzen. Tagsüber in papierartigem Gespinst versteckt. Einige Arten gehen in Häuser, in Mitteleuropa ist dies eher eine Seltenheit. Hier vor allem in niedriger Vegetation (Gräser, Büsche).
Gelten als relativ beißlustig (9), halten sich häufig in Kleidern auf.
VORKOMMEN
Weltweit
-- Ch. diversum USA, Hawaii (1)
-- Ch. erraticum Europa
-- Ch. fuculatum südliches Afrika (8)
-- Ch. inclusum Kanada, USA (Gärten (9)), Mexiko (2)
-- Ch. japonicum China, Japan, Korea (1)
-- Ch. lawrencei südliches Afrika (10)
-- Ch. mildei Europa, Vorderasien, Azoren, USA (Häuser
(9)) (eingeschleppt) (5)
-- Ch. mordax Australien, Neue Hebriden, Fidschi-Inseln,
Samoa, Tonga, Hawaii (5)
-- Ch. punctorium Europa
SYNONYME
Chiracanthium sp; Dornenfinger; Dornenfinger-Spinne; Ammendornenfinger; Sac spider; Slender sac spider; Cheiracanthium diversum; Cheiracanthium erraticum; Cheiracanthium fuculatum; Cheiracanthium inclusum; Cheiracanthium japonicum; Cheiracanthium lawrencei; Cheiracanthium mildei; Cheiracanthium mordax; Cheiracanthium punctorium; Cheiracanthium brevicalcaratum; Cheiracanthium virescens; Sakspinnekoppe; yello sack spider; sack spider;
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Spinnen giftige; Spinnen giftige Südamerika; Spinnen giftige Nordamerika; Spinnen giftige nekrotisierend; Spinnen giftige Europa; Spinnen giftige Asien; Spinnen giftige Afrika; Spinnen giftige Australien; Tiere giftige
LITERATUR
(1) Junghanss, Th., Bodio, M.: Notfall-Handbuch-Gifttiere, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1996.
(2) Schmidt, G.: Giftige und gefährliche Spinnentiere, die neue Brehm-Bücherei 608, Westarp Wissenschaften, Magdeburg, 1993.
(3) Meier, J., White, J., Handbook of clinical Toxicology of Animal Venoms and Poisons, CRC Press, Florida, USA, 1995.
(4) Kunze, M., gefährliche Spinnen - eine aktuelle Zusammenfassung, Arachnologisches Magazin, Nr. 9, Sept. 1996, Nürnberg.
(5) Schmidt, G., Wie gefährlich sind Spinnenbißvergiftungen wirklich?, Natur und Museum, 117 (7), Frankfurt a. M., 1987.
(6) Kunze, M., Mitglied der AG Giftspinnen, mündliche Mitteilung, 12/98
(7) FitzPatrick, M., Arachnids (11) - Sac spiders, The Natural History Museum of Zimbabwe, 1993
(8) Leroy A., u.a., The Wildlife of Southern Africa, Southern Book Publishers, Western Cape, 1997
(9) Carbonaro, P., Janniger, C., Schwartz, R., Spider bite reactions, CUTIS Vol. 56, S. 256 ff., Nov. 1995
(10)Newlands, G., Venomous creatures of Southern Africa, Struik Publishers, Capetown, 1997
(11)Toxic plants and animals, Queensland Museum, Brisbane, Australien, 1987