TOXIZITÄT
Höchste Giftkonz. in Leber, Innereien, in Raubkorallen- fischen mehr als Pflanzenfressern, am höchsten in Muräne
--Kochen + Braten vermindert Toxizität nicht;
Geschmack, Aussehen + Vitalität der Fische nicht auffällig
--1 kg Muränenleber kann ca. 1 �g Toxin enthalten
--LD 50 Maus 0,45 ug Ciguatoxin/ kg KG i.p.
--SCHWANGERSCHAFT: Toxin wird in Brustmilch ausgeschieden
bei Stillen Intox. des Baby möglich
SYMPTOME
-- LATENZZEIT: 1-6 Std. (3o Min-30 Std.)
-- GIT-Phase nach 3-5 h Übelkeit, Erbrechen, wässrige Diarr-
hoe, kolikartige Bauchschmerzen (nur 8-18h anhaltend)
-- ALLGEMEIN
SYMPTOME: Muskelschmerzen, Kopfschmerzen,
benommen, abgeschlagen, schlaflos, starkes Schwitzen,
Juckreiz, Sehstörungen, Mydriasis,
-- COR: Bradykardie, Hypotonie
-- ZNS: nach 12-24 h Parästhesien zunächst perioral, dann
an Extremitäten; Ataxie, Muskelschwäche
TYPISCH ist die paradoxe Temperatu- Wahrnehmung in 90%:
Kältereize geben Kribbeln, Elektrisieren, brennendes
Gefühl, seltener Wärmereize kalte Mißempfindung;
-bei SCHWERER INTOX Muskelspasmen, ton.-klon. Krämpfe
Atemlähmung; Tod durch Atemlähmung mögl. (1,2)
-- EMG, NLG: verlängerte NLG möglich und spez. EMG-Muster
-- PROGNOSE: bei leichter Vergiftung Rückbildung der
Symptome in wenigen Wochen
bei schwerer Vergiftung Symptomrückbildung erst nach
Monaten oder Jahren
-- IMMUNITÄT: die Vergiftung hinterläßt keine Immunität
im Gegenteil jede künftige Intox. wird noch schwerer
THERAPIE
Wenn nicht schon ausgiebig Erbrochen frühzeitige MS, Kohle, -- Elektrolytausgleich u. Volumengabe nach Brechen,
falls klinisch erforderlich Intubation und Beatmung
-- Bradykardie: Atropin istwirksam (2)
-- DYSÄSTHESIEN: in 1 fall Amitryptilin 100mg/d für 5d be-
endete eine Wochen dauernde Dysästhesie (2)
-- symptomatische Standardtherapie ohne sicheren Wirksam-
keitsnachweis bisher Calcium-Gabe, Vit.B6 u.C.
-Mannit 20% (0,5-1g/kg; od. 250 ml Mannit 20% in 10-30Min.
i.v. beim Erw.) war wirksam (2) od. evtl. wirksam (1)
NACHWEIS
Bisher kein Toxinnachweis in Blut oder Serum möglich
-- Fischfleisch-Toxin-Nachweis mit Immunoassay "Cigua-Check"
siehe www.cigua.com
bei vorhandenem Toxin erscheint eine Farbreaktion, die
Sensitivität reicht um bei negativer Farbreaktion eine
gefährliche Giftdosis auszuschließen
VORKOMMEN
--In tropischen Korallen-Riff-Fischen und evtl. einigen
Nichtvertebraten. Jährlich ca. 50 000 Vergiftungen.
Am meisten in Karibik und Indopazific, aber auch
Hawai, Florida, Pazifik und Australien.(1)
Bei versandtem befallenem Fisch auch bei uns möglich
--Fischarten: es scheint unter den entsprechenden Be-
dingungen jeder Fisch befallen sein zu können, der am
Korallenriff lebt. Oft betroffen sind (1):
Muränen, Belonidae, Squirrelfisch oder Soldier-Fisch,
Carangidae, Labridae, Wrassen, Snapper, Papageien-
fisch, Tunfisch und Makrele, Grouper oder Seabass,
Barracuda, Stachelmakrele, Zackenbarsch und andere
Nach unruhiger See (Sturm, Seebeben) gehäuftes Auftreten
TOXIN
wahrscheinlich keine Einzelsubstanz, sondern Komplex mehrerer Toxine; isoliert wurde 1 Anteil als Ciguatoxin als fettlösliche Polyetherverbindung mit 13 verbundenen Etherringen, Mol.Gew. 1111,6 Dalton. C60 H86 O19
Ciguatoxin ist hitzestabil.
Mögliche weitere Toxine Maitotoxin, Scaritoxin.
Das Braten und Grillen des Fisches vermindert dessen Toxizität nicht, das Kochen und mehrmalige Abgießen des Kochwassers nur gering.
Neurotoxin wahrscheinlich von Dinoflagellaten hergestellt und von Korallenfischen aufgenommen, angereichert im Fleisch und vor allem Innereien.
Die Gesundheit der Fische wird auch bei großer Giftmenge in keiner Weise beeinträchtigt (1), auch nicht deren Geschmack (beim Verzehr) oder deren Aussehen.
Häufigste neurotoxische Fischvergiftung (10000-50000/J)
PHARMAKOLOGIE
Wirkungscharakter: Ciguatoxin greift direkt an der Nervenzellmembran an, öffnet die Na-Kanäle, führt so zu raschen Na-Einstrom und durch Potentialerniedrigung zu erhöhter Nervenerregbarkeit; hieraus erfolgt eine Dauerstimulation mit Blockade der Nervenleitung.
Zielorgan sind im peripheren Nervensysthem die
--marklosen C-Fasern (Kribbeln, brennende Parästhesien)
--die unmyelinisierten A-delta-Fasern (überschießende C-Faseraktivität durch verminderte Ren-Shaw-Hemmung);
durch Schädigung beider Systheme paradoxe Temp. Empf.
SYNONYME
Ciguateratoxin; Korallenfische (orale Aufnahme als Speisefisch); Baracuda (orale Aufnahme als Speisefisch); Doktorfisch (orale Aufnahme als Speisefisch); Papageienfisch (orale Aufnahme als Speisefisch); Stachelmakrele (orale Aufnahme als Speisefisch); Zackenbarsche (orale Aufnahme als Speisefisch); Muraene (orale Aufnahme als Speisefisch); Gambierdiscus toxicus (orale Aufnahme als Speisefisch); Korallenfische (orale Aufnahme als Speisefisch);
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Lebensmittel; Tiere giftige
LITERATUR
1. Meier J.: Clinical toxicology of animals venoms and
poisons CRC-Press 1995
2. Crump JA et al.: Cigutera fish poisoning
Postgraduate med 75:678-679 1999