Immenstiche

Giftnotruf München Kleber JJ  Nov. 1999

TOXIZITÄT
-- ORALE STICHE: Atembehinderung möglich durch Glottisödem
   ebenfalls Stiche in den Hals; immer klin. Überwachen
-- STICHE IN HAUTGEWEBE: ein oder mehrere Stiche auch für
   Kleinkinder nur schmerzhaft und lästig aber nicht gift-
   bedingt gefährlich (1); 30 Stiche Erw. vorübergehend
   Bronchospasmus (5)
   KOPFBEREICH mehere Stiche für Kinder gefährlich
  -LEBENSGEFÄHRLICHE INTOX.: KIND >50 Stiche; ERW. >100-500
   Stiche; auch Fälle mit 1000 Bienestichen überlebt; bei
   500 afrikan. Killer-Biene hohe Mortalität (4,6)
  -ALLERGIE: Todesfälle ab 1 Stich durch ANAPHYLAXIE,
   Glottisödem, möeventuell in Min. tödlich, selten noch
   nach Stunden (1); in USA ca. 40 Todesfälle pro Jahr (6)
   bei bekannter Bienen/Wespen-Allergie bei erneutem Stich
   in 35-60% Anaphylaxie zu erwarten (4)
-- KILLERBIENE afrikanische (Apis mellifera scutellata):
   nach Süd-Amerika importierte aggressive Biene bei Massen-
   angriff > 1000 Stiche; tödlich ab (100)-500 Stichen (6)


SYMPTOME

Anaphylaxie - Allergiereaktionen nach Min. bis 1 Stunden, Giftwirkung bei > 50 Stichen oft erst nach Stunden mit Tod meist erst nach ca. 22 Stunden (6)
-- LOKAL: Reizerscheinungen wie Rötung, Brennen, schmerz-
   hafte Schwellung unmittelbar nach dem Stich beginnend und    normalerweise nur für Stunden anhaltend, evtl. Schwellung    + Schmerz für 1 - 2d (besondere bei Wespen- oder Hornis-
   senstichen) (1,4)
-- SYSTEMISCH: bei ca. 30 Stichen kurzzeitig generalisierte
   Rötung und Bronchokonstriktion bei Erw. (5); bei sehr
   vielen Stichen Erbrechen, Kopfschmerz, Bronchokontrik-
   tion; Krampfanfall, Hypotonie bis Kreislaufschock (4)
   selten Hämolyse, Myolyse, Nierenversagen (tubuläre
   Nekrose) (1,6)
-- ALLERGIE / ANAPHYLAXIE: evtl. binnen Minuten lebensbedro-
   hlich; generalisierter Juckreiz, Urtikaria, Nausea,
   Erbrechen, Fieber, Glottisödem, Asthma, Kreislaufschock
   und Krampfanfälle (1,2,4)

THERAPIE
-- LOKAL: bei BIENEN Entfernung des Stachels mit Pinzette
   OHNE den Giftsack auszupresessen; Desinfektion obwohl
   nahezu keine Infektionsgefahr (2)
   kühle Umschläge, evtl. lokal verdünnte Ammoniaklösung
   oder Zwiebel/Knoblauch-Scheiben; evtl. antihistaminika-
   haltige Salben (bei starkem Juckreiz) evtl. auch Antihis-
   taminika p.o.oder urtikarieller Reaktion
-- ALLERGIE: milde Verläufe ohne Schock Glucokortikoide,
   Antihistaminika; Volumengabe; bei Bronchospasmus Euphyl-
   lin, Beta-Sympatikomimetika i.v. (1)
  -ANAPHYLAXIE + SCHOCK: Suprarenin 1ml = 1mg Adrenalin 1:10    verdünnt langsam iv (=0,01 ml/kg); bei Bedarf wiederholen    Injektion möglichst unter EKG-Monitor- bzw. Pulskontrolle -- MUNDSTICHE / GLOTTISÖDEM
  -bei atemwegsverlegenden Stichen Eisumschlag zum Abschwel-
   len, Adrenalinspray (Primatene Mist); Kortikoide, Anti-
   histaminika, ggf. Intubation oder Tracheotomie
-- KLINISCHE ÜBERWACHUNG: ab 30-50 Stichen mind. 24h
   klinisch Überwachen (EKG, RR, CK, Nierenwerte, Hämolyse)
  -KINDER mit Stichen in Lippe, Mundhöhle, äußerer Hals
   reich + bei mehrfachen Stichen in den Kopfbereich mehrere
   Stunden überwachen
-- ANTISERUM: Fab-Bienen-Antiserum war im Versuch bei
   Massenstichen (> 50 Stiche) wirksam (6)

BIENENPÄCKCHEN
Pat. mit Allergie auf Bienen, Wespen u.s.w. sollten als  Notfallprophylaxe folgende Medikamente immer mit sich tragen
-- Primatene Mist Complete 0,5 oz (Fa. Whitehall Lab.,
   Madison U.S.A.)    
-- Decortin Tabl. 5 mg; Antihistaminika Tabletten
-- DOSIERUNG bei drohender anaphylaktischer Reaktion:
   2 Hübe Primatene Mist wiederholen nach 5 Min.
   30 Tabl. Decortin 5 mg auf einmal + Antihistaminikum
   Notarzt od. Arztvorstellung je nach Situation

TOXINE
-- GIFTMENGE: bei Bienen oder Wespenstich ca. 0,5-2 �l;
   Trockengewicht 12% (2)
  -african Killerbiene 94 �g Gift / Min bei 1 Stich (6)
-- ALLGEMEINE ZUSAMMENSETZUNG: farblose, proteinhaltige
   Lösungen; scharfer bitterer Geschmack; saure Reaktion;
   Enthalten niedrigmolekulare Substanzen wie Histamin
   verschiedene biogene Amine, basische Polypeptide, Kinine
   Peptide und Enzyme (2)
-- BIENEN: 1% Histamin, Dopamin, Norepinephrin, Oligopeptide
   60% Peptide: Melittin, Apamin, Mastzellendegranulierendes
   Peptid, Secapin, Procamin A + B; Protease-Hemmer
   Phospholipase A+B, Hyaluronidase (2); LD50 3 mg/kg (6)
  -KILLERBIENE: 50% Mellitin, Apamin, PhoslipaseA;
-- WESPEN: 6% Histamin + Serotonin; 1% Tyramine, Dopamin,
   Acetylcholin, Epinephrine, Norepinephrin u.a. (2)
   Wespen-Kinine, Mastoporan, chemitaktische Peptide; (2)
   Ca. 15% Phospholipase A+B; Hyaluronidase, Phosphatasen
   Protease, DNase; Cholinestherase, Histidindecarboxylase
-- GIFTWIRKUNG: Mellitin + Phospholipase A sind myotoxisch
   und verursachen Muskelkontraktion + Myolyse (spezifisches
   Fab-Bienen-Antiserum antidotierte) (6)

SYNONYME
Bienenstich; Wespenstich; Hornissenstich; Vespa spezies;
Apis spezies; Insektenstich; Immenstich; Bienenpäckchen; Bee; wasp; hornet; Paravespula germanica; Killerbiene; killer bee; Apis mellifera scutellata;

GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Tiere giftige; Hymenoptera;

LITERATUR



1. Mühlendahl Vergiftungen im Kindesalter Enke 1995




1.1 Gupta,S. et al.: Management of bee-sting anaphylaxis.  

  Med. J. Aust. 149 (1988) 602@4




1.2 Müller, U. et al.: Emergency treatment of allergic


  reactions to Hymenoptera stings.  Clin. exp.  Allergy 21


  (1991) 281-288


2. Meier J, White J: Handbook of clinical toxicology of


  animal venoms and poisons Boca  Raton: CRC Press 1995


3. Junghanss Th, Bodio M: Notfall-Handbuch Gifttiere. Stuttgart Thieme 1996


4. Micromedex Poisindex Aug. 1999


5. GIZ-Mü Fälle siehe F4 KASUISTIK


6. Jones RGA; Corteling RL; Bhogal G; Landon J: a novel


  Fab-based antivenom for the treatment of mass bee attacks


  Am.J.tro.med. hyg., 61(3), 361-366,  1999