TOXIKOLOGIE
-- M. tamulus + grammurus: lebensgefährlich mit kardialer
und ZNS- Symptomatik (auch Todesfälle); (Indien) (1,7)
-- M. martensi: gefährlichster Skorpion Koreas ohne Berichte
über Intoxikationsverlauf
-- M. eupeus: gilt als toxisch ohne genaue Symptombeschrei-
bungen (Klein-, Zentralasien, Iran)
-- M. gibbosus gibbosus: starke Lokalsymptome, systemisch
wahrscheinlich nicht so gefährlich (kein genauer Bericht)
VORKOMMEN: SÜDEUROPA (Griechenland, Türkei, Cypern)
-- Mesobuthus spp.: von den anderen Mesobuthusarten keine
Stichverletzungsberichte bekannt, aber als gefährlich zu
betrachten. Falls nach 2-4 Std. keine starken Beschwer-
den vorliegen, droht eigentlich keine Gefahr mehr
SYMPTOME
Auftreten systemischer Effekte ist evtl noch Stunden nach dem Stich möglich
-- CHOLINERGE Effekte kurz nach dem Stich (Erbrechen, Sali-
vation, profuses Schwitzen, Priapismus; evtl. anfangs
Bradykardie und Hypotonie (2,3,4)
-- LOKAL: meist starker Schmerz an der Stichstelle mit
Ausstrahlung, teils nur leichte lokale Schmerzen (1,5)
-- ZNS: Verwirrung, Agitation, Lethargie (1).
-- GIT: Erbrechen, Salivation (3).
-- COR: evtl. anfängliche Bradykardie + Hypotonie; bald
Hyper tonie, Tachykardie, Herzversagen, cardial verur-
tes Lungenödem; evtl. späte Hypotonie (2,3,4,5).
-- TODESFÄLLE: meist in ersten 12-24 Std. nach dem Stich (4)
Todesursache kardiovaskuläres Versagen (1).
THERAPIE
-- ALLGEMEIN
THERAPIE: Lokal antiseptische Lösung, auf
Tetanusschutz achten; wegen möglicher später Allgemein-
symptome, bei vorhandenen Lokalsymptomen 24h klin. Über-
wachen
-- HYPERTONIE: gut steuerbare Antihypertensiva wie Nitrate
als Infusion, Nitenipin (evtl. ACE-Hemmer)
auch Hydralazin und speziell bei Mesobuthus Prazosin wird
von indischen Autoren bevorzugt (2,3,4)
-LUNGENÖDEM ist gemäß der kardialen Dekompensation zu be-
handeln siehe allgemein Skorpione
-- ANTICHOLINERGE ZEICHEN: indische Ärzte empfehlen Atropin
nur bei BRADYKARDIE vorsichtig einzusetzen, da öfters
nach Atropingabe die adrenerge Reaktion verstärkt einset-
te (3)
-- ANTISERUM: "Monovalent scorpion venom anti-serum"
Kasuli Indien (8);
-INDIKATION: Bawaskar (Indien) findet Antiserum unnötig,
da sympt. Therapie ausreicht und schneller wirkt (2,3,4)
TOXIN
--M. tamulus-Gift ist ein potenter Stimulator des autonomen
Nervensystems, wobei auf eine anfängliche, vorübergehende
cholinerge Stimulation eine länger anhaltende adrenerge
Hyperaktivität folgt (3).
--Hunde, die Mesobuthus tamulus-Gift s.c. in einer Dosis
von 3 mg/kg gespritzt bekamen, entwickelten eine
disseminierte intravasale Koagulation (DIC), die durch
Heparin antagonisiert werden konnte und 10 von 12 Hunden
überlebten. Bei fatalen Humankasuistiken zeigten sich bei
der Obduktion Hämorraghien und Thromben in kleinen
Blutgefäßen in mehreren Organen (6).
BESCHREIBUNG
--M. tamulus: feingliedrige Zangen, Körperlänge 6,5 bis 9
cm, selten länger. Färbung variabel: gelblich, grünlich,
rotbräunlich, bräunlich oder schwarz. M. tamulus ist
einer der häufigsten Skorpione in Indien, er lebt unter
Steinen, dringt gewöhnlich nicht in Häuser ein. Er kommt
auch in Städten vor.
SYNONYME
Mesobuthus; Buthus tamulus; Buthotus tamulus; Indian Red
Scorpion; Mesobuthus caucasicus; Mesobuthus kaukasikus; Mesobuthus martensi; Buthus martensi = Mesobuthus martensi; Mesobuthus eupeus; red scorpion; Mesobuthus grammurus;
Mesobuthus gibbosus;
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Skorpione allgemein; Skorpione giftige Indien; Skorpione giftige Südeuropa; Skorpione giftige Vorderasien; Tiere giftige
LITERATUR
(1) Junghanss, Th., Bodio, M.: Notfall-Handbuch Gifttiere,
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1996.
(2) Bawaskar, H.S., Bawaskar, P.H.: Treatment of envenoming
by Mesobuthus tamulus (Indian red scorpion),
Transactions of the Royal Society of Tropical Medecine
and Hygiene (1992), 86, 459.
(3) Bawaskar, H.S., Bawaskar, P.H.: Role of atropine in
management of cardiovascular manifestations of scorpion
envenoming in humans, Journal of Tropical Medicine and
Hygiene, 1992, 95, 30-35.
(4) Bawaskar, H.S., Bawaskar, P.H.: Treatment of
cardiovascular manifestations of human scorpion
envenoming: is serotherapy essential?, Journal of
Tropical Medicine and Hygiene, 1991, 94, 156-158.
(5) Bawaskar, H.S., Bawaskar, P.H.: Management of the
cardiovascular manifestations of poisoning by the
Indian red scorpion (Mesobuthus tamulus), Br Heart J
1992, 68, 478-80.
(6) Sita Devi, C. et al.: Defibrination syndrome due to
scorpion venom poisoning, British Medical Journal,
1970, 1, 345-347.
(7) Schmidt: Giftige und gefährliche Spinnentiere
Westarp Wissenschaften 1993
8. Meier J.; White J: Handbook of clinical toxicology of
animal venoms and poisons ; CRC Press 1995