Mesobuthus tamulus

Erstellt Tox-Mü Wagner Ph.; Kleber J.J. 98

TOXIKOLOGIE
-- M. tamulus + grammurus: lebensgefährlich mit kardialer
   und ZNS- Symptomatik (auch Todesfälle); (Indien) (1,7)
-- M. martensi: gefährlichster Skorpion Koreas ohne Berichte
   über Intoxikationsverlauf
-- M. eupeus: gilt als toxisch ohne genaue Symptombeschrei-
   bungen (Klein-, Zentralasien, Iran)
-- M. gibbosus gibbosus: starke Lokalsymptome, systemisch
   wahrscheinlich nicht so gefährlich (kein genauer Bericht)
   VORKOMMEN: SÜDEUROPA (Griechenland, Türkei, Cypern)
-- Mesobuthus spp.: von den anderen Mesobuthusarten keine
   Stichverletzungsberichte bekannt, aber als gefährlich zu
   betrachten. Falls nach 2-4 Std. keine starken Beschwer-
   den vorliegen, droht eigentlich keine Gefahr mehr

SYMPTOME
Auftreten systemischer Effekte ist evtl noch Stunden nach dem Stich möglich
-- CHOLINERGE Effekte kurz nach dem Stich (Erbrechen, Sali-
   vation, profuses Schwitzen, Priapismus; evtl. anfangs
   Bradykardie und Hypotonie (2,3,4)
-- LOKAL: meist starker Schmerz an der Stichstelle mit
   Ausstrahlung, teils nur leichte lokale Schmerzen (1,5)
-- ZNS: Verwirrung, Agitation, Lethargie (1).
-- GIT: Erbrechen, Salivation (3).
-- COR: evtl. anfängliche Bradykardie + Hypotonie; bald
   Hyper tonie, Tachykardie, Herzversagen, cardial verur-
   tes Lungenödem; evtl. späte Hypotonie (2,3,4,5).
-- TODESFÄLLE: meist in ersten 12-24 Std. nach dem Stich (4)
   Todesursache kardiovaskuläres Versagen (1).

THERAPIE
-- ALLGEMEIN

THERAPIE: Lokal antiseptische Lösung, auf
   Tetanusschutz achten; wegen möglicher später Allgemein-
   symptome, bei vorhandenen Lokalsymptomen 24h klin. Über-
   wachen
-- HYPERTONIE: gut steuerbare Antihypertensiva wie Nitrate
   als Infusion, Nitenipin (evtl. ACE-Hemmer)
   auch Hydralazin und speziell bei Mesobuthus Prazosin wird
   von indischen Autoren bevorzugt (2,3,4)
  -LUNGENÖDEM ist gemäß der kardialen Dekompensation zu be-
   handeln siehe allgemein Skorpione
-- ANTICHOLINERGE ZEICHEN: indische Ärzte empfehlen Atropin
   nur bei BRADYKARDIE vorsichtig einzusetzen, da öfters
   nach Atropingabe die adrenerge Reaktion verstärkt einset-
   te (3)
-- ANTISERUM: "Monovalent scorpion venom anti-serum"
   Kasuli Indien (8);
  -INDIKATION: Bawaskar (Indien) findet Antiserum unnötig,
   da sympt. Therapie ausreicht und schneller wirkt (2,3,4)

TOXIN
--M. tamulus-Gift ist ein potenter Stimulator des autonomen
  Nervensystems, wobei auf eine anfängliche, vorübergehende
  cholinerge Stimulation eine länger anhaltende adrenerge
  Hyperaktivität folgt (3).
--Hunde, die Mesobuthus tamulus-Gift s.c. in einer Dosis
  von 3 mg/kg gespritzt bekamen, entwickelten eine
  disseminierte intravasale Koagulation (DIC), die durch
  Heparin antagonisiert werden konnte und 10 von 12 Hunden
  überlebten. Bei fatalen Humankasuistiken zeigten sich bei
  der Obduktion Hämorraghien und Thromben in kleinen
  Blutgefäßen in mehreren Organen (6).

BESCHREIBUNG
--M. tamulus: feingliedrige Zangen, Körperlänge 6,5 bis 9
  cm, selten länger. Färbung variabel: gelblich, grünlich,
  rotbräunlich, bräunlich oder schwarz. M. tamulus ist
  einer der häufigsten Skorpione in Indien, er lebt unter
  Steinen, dringt gewöhnlich nicht in Häuser ein. Er kommt
  auch in Städten vor.

SYNONYME
Mesobuthus; Buthus tamulus; Buthotus tamulus; Indian Red
Scorpion; Mesobuthus caucasicus; Mesobuthus kaukasikus; Mesobuthus martensi; Buthus martensi = Mesobuthus martensi; Mesobuthus eupeus; red scorpion; Mesobuthus grammurus;
Mesobuthus gibbosus;

GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Skorpione allgemein; Skorpione giftige Indien; Skorpione giftige Südeuropa; Skorpione giftige Vorderasien; Tiere giftige

LITERATUR

(1) Junghanss, Th., Bodio, M.: Notfall-Handbuch Gifttiere,


    Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1996.


(2) Bawaskar, H.S., Bawaskar, P.H.: Treatment of envenoming


    by Mesobuthus tamulus (Indian red scorpion),


    Transactions of the Royal Society of Tropical Medecine


    and Hygiene (1992), 86, 459.


(3) Bawaskar, H.S., Bawaskar, P.H.: Role of atropine in


    management of cardiovascular manifestations of scorpion


    envenoming in humans, Journal of Tropical Medicine and


    Hygiene, 1992, 95, 30-35.


(4) Bawaskar, H.S., Bawaskar, P.H.: Treatment of


    cardiovascular manifestations of human scorpion


    envenoming: is serotherapy essential?, Journal of


    Tropical Medicine and Hygiene, 1991, 94, 156-158.


(5) Bawaskar, H.S., Bawaskar, P.H.: Management of the


    cardiovascular manifestations of poisoning by the


    Indian red scorpion (Mesobuthus tamulus), Br Heart J


    1992, 68, 478-80.


(6) Sita Devi, C. et al.: Defibrination syndrome due to


    scorpion venom poisoning, British Medical Journal,


    1970, 1, 345-347.


(7) Schmidt: Giftige und gefährliche Spinnentiere


    Westarp Wissenschaften 1993


8. Meier J.; White J: Handbook of clinical toxicology of


   animal venoms and poisons ; CRC Press 1995