Phoneutria sp

Erstellt Tox-Mü Wagner/Kleber Juli 1998

TOXIKOLOGIE
-- Phoneutria sp. (südamerikanisch) sind alle für  Menschen
   gefährlich (2).
  -Ph. nigriventer u. Ph. keyserlingi gefährlichste Spinnen
   Amerikas(2).
  -INTOX. zu 90% leicht, 9% mittel, 1% schwer (3)
-- DEUTSCHLAND: einige Arten wurden schon des öfteren mit
   Bananentransporten auch in BRD eingeschleppt sog.
   BANANENSPINNEN (2)

SYMPTOME
Erste Symptome bereits 10-20 min nach Biß; Atemlähmung noch nach 2-5h (6) bis 12-17 h möglich (2); Erwachsene erholen sich meist nach 1-2 Tagen (6)
-- LOKAL: kaum erträgliche, weit ausstrahlende, brennende
   Schmerzen (2, 3), Ödem, Hyperämie, Schwitzen (1,3)
-- ZNS: Sensibilitätsstörungen (2), Parästhesie, allg. Er-
   regung, Hyperreflexie, Krämpfe, Opisthotonus, Koordina-
   tionsstörungen, generalisierte Schmerzen, Lähmungen
   (erst Kämpfe/Fibrillieren, dann schlaffe Lähmung), Som-
   nolenz, Atemlähmung noch nach 12-17 h möglich (2), aber
   auch schon nach 2-5 h (6)
-- PULMO: Atemlähmung, Lungenödem
-- COR: Tachykardie, Arrhythmie, Beklemmungsgefühl in der
   Brust (2, 3), arterielle Hypertension (1)
-- GIT: Brechreiz (2)
-- UGT: vermehrte Urin/Spermaabgabe, Erektion/Priapismus(2)
-- AUGEN: Sehstörungen; Pupillenerweiterung (2)
-- SONST: Schweißausbrüche, Tränen/Speichelfluß erhöht,
   Niesreiz, Untertemperatur oder Fieber, Schüttelfrost,
   Schwindel, Blässe (2).

THERAPIE
-- ALLGEMEIN: Wundsäuberung, Tetanusprophylaxe;
-- SCHMERZ: Analgetika
   evtl. lokale Lidocain-Infiltration empfohlen (1),
-- ANTIVENIN: Soro antiaracnidico polyvalente; Institut
   Butantan, Sao Paulo, Brasilien (1)
  -INDIKATION: bei lokalem Schwitzen, Priapismus, Erbre-
   chen, Hypertonie, Bradykardie, Arrhythmie (3)
   Antivenin auch 12 h nach Biß noch wirksam (2);
  -DOSIS: 2-5 Ampullen i.v. (3)

TOXIN
LD50 in Maus: 0,34 �g/g KG. Mensch hat gegenüber Maus 4-5 mal höhere Empfindlichkeit für das Gift dieser Spinne.
--1.Neurotoxin => Wirkung auf zentrales und peripheres NS.
  Vegetatives NS (2); Freisetzung von Acetylcholin und
  Noradrenalin (1); stimuliert zuerst Freisetzung von
  Acetylcholin, hemmt an Muskelendplatte dann ACh-Rückdif-
  fusion (2,4).
--Polypeptid  (MG 5500-5900): aktiviert den Na-Kanal von
  Muskel-/Nervenzellen (3)
--drei weitere für Ratten/Mäuse letale Neurotoxine (MG 5000
  -9000) (3)
--Hoher Serotonin/Histamin-Gehalt (2); freie Aminosäuren
  (Lysin, Glutaminsäure, Aspartat (3)), Hyaluronidase,
  Insektentoxine, Nukleoside, Nukleotide, Protease,
  Phosphat, Phosphorsäure, Phosphatase, Pentosen (2).

BESCHREIBUNG
Nur vom Fachmann zu bestimmen!
Phoneutria sp. können bis zu 5cm Körperlänge bei einer Beinspannweite von bis zu 15 cm erreichen. Die Spinnen sind kurz behaart und von gelbbrauner bis graubrauner Färbung, manchmal fast schwärzlich. Oft sind einzelne Abschnitte der Beine anders gefärbt, vor allem auf der Unterseite. Überhaupt ist die Unterseite bei vielen Arten recht kontrastreich, bei Phoneutria nigriventer z.B. schwarz, mit weißen Ringen an den Beinen.
Bewegen sich sehr schnell fort und gelten als aggressiv.
--Drohstellung: Auf Hinterbeine gestützt, Vorderbeine
  schräg nach oben gestreckt, Giftklauen gespreizt,
  wiegende Bewegung; greift auch im Sprung an (2).
--Wandert nachts in menschliche Behausungen, versteckt sich
  morgens an dunklen Stellen (Schuhe, Kleider)

VORKOMMEN
Tropisches und subtropisches Südamerika (1), aber durch Bananentransporte oft in andere Erdteile verschleppt.

SYNONYME
Wanderspinne; Phoneutria boliviensis; Phoneutria colombiana; Phoneutria fera; Phoneutria keyserlingi; Ph oneutria nigriventer; Brasilianische Wanderspinne; Wanderspinne Brasilianische; Phoneutria reidyi; Kammspinne aus Südamerika; Wandering Spider; Aranha armadeira; armadeira

GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Spinnen giftige; Spinnen giftige Südamerika; Bananenspinnen; Tiere giftige

LITERATUR

(1) Junghanss, Th., Bodio, M.: Notfall-Handbuch-Gifttiere, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1996.


(2) Schmidt, G.: Giftige und gefährliche Spinnentiere, die neue Brehm-Bücherei 608, Westarp Wissenschaften, Magdeburg, 1993.


(3) Meier, J., White, J., Handbook of clinical Toxicology of Animal Venoms and Poisons, CRC Press, Florida, USA, 1995.


(4) Kunze, M., gefährliche Spinnen - eine aktuelle Zusammenfassung, Arachnologisches Magazin, Nr. 9, Sept. 1996, Nürnberg.


(5) Schmidt, G., Wie gefährlich sind Spinnenbißvergiftungen wirklich?, Natur und Museum, 117 (7), Frankfurt a. M., 1987.


(6) Habermehl, G., Gift-Tiere und ihre Waffen, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 1994