TOXIKOLOGIE
-- TARANTEL ist volkstümlicher Name mit verschiedenen
Bedeutungsmöglichkeiten
- als ECHTE TARANTELN = true tarantulas werden verschie-
dene Arten aus der Familie der Wolfsspinnen = Lycosidae
bezeichnet (normal nicht in Terrarien, häufig freile-
bend in Südeuropa)
- Vogelspinnen werden englischsprachig häufig FALSCH als
Tarantula bezeichnet siehe VOGELSPINNEN ALLGEMEIN
-- alle Spinnen der Fam. LYCOSIDAE (echte Taranteln, Wolfs-
spinnen) sind nach momentanem Kenntnisstand für den
Menschen nicht gefährlich
-- schwere Vergiftunge (früher südeuropäischen Taranteln
zugeschrieben, Tarantismus, tarantism) waren wahrschein-
lich von Latrodectus sp verursacht (5)
SYMPTOME
Von Mitteleuropäischen Wolfsspinnen bisher kein besonders schmerzhafter oder schlimmerer Bißfall bekannt.
-- SYMPTOMATIK echte Taranteln, Wolfsspinnen, Lycosidae
-LOKAL: geringe bis mäßige Schmerzen; Rötung, Schwellung,
Juckreiz, evtl. über Tage (Isohogna miami) (2);
selten Nekrosen (Sekundärinfektion?)
-SONST: unsichere Berichte von Somnolenz, Apathie,
Dyspnoe; Brustschmerz nach Std. (bei Allohogna
singoriensis) (Einzelfall 2)
-- SYMPTOMATIK von sicher bestimmten Spinnen
--SÜDEUROPA: von zwei Arten beschrieben:
-Allohogna singoriensis (Russische Tarantel): starker
Schmerz, Rötung, Schwellung, nach Stunden Somnolenz,
Apathie, Dyspnoe, Brustschmerzen (Einzelfall, 2)
-Lycosa tarentula (Apulische Tarantel): Schwellung,
Rötung, Juckreiz, leichte Schmerzen; Einzelfall mit
Nekrose bekannt (Sekundärinfektion?) (1,2)
-Trochosa sp. (BRD) nur während des Bisses schmerzhaft
(eigener Fall, 4)
--AMERIKA (Nord + Süd)
-Hogna carolinensis (USA): "harmlos" (2) (Lokalsymptome?)
-Isohogna miami (Amerika): Schmerz und Schwellung über 2
Tage (2);
-Lycosa (=Scaptocosa) erythrognatha
Geringe Schmerzen (2); Schwellung, Erythem (1);
[Früher Nekrosen beschrieben, konnte nicht bestätigt
werden (Verdacht: Loxosceles od. Infektion (1,2)]
-Lycosa pampeana (Brasilien, Argentinien, Paraguay):
ähnlich L. erythrognatha (2)
-Scaptocosa poliostoma (Brasilien): ähnlich L.
erythrognatha (2)
THERAPIE
Tetanusprophylaxe;
Keine spezifische Therapie nötig oder berichtet
TOXIN
Allohogna singoriensis besitzt u.a. Toxin, welches u.a. Leitfähigkeit glattmuskulärer Ca++-Kanäle steigert. (2)
Scaptocosa erythrognatha: freie Aminosäuren, Histamin, Hyaluronidase, Phosphat, org. Protease (2)
Eventueller nekrotisierender Mechanismus noch unbekannt (2)
BESCHREIBUNG
Nur vom Fachmann zu identifizieren.
-- LYCOSIDAE und echte Tarantel: variabel gefärbt, am
ganzen Körper KURZ BEHAART, Körper wird beim Laufen weit
über den Boden gehalten
-- VOGELSPINNEN: langbehaarte Spinnen
VORKOMMEN
WELTWEITES Vorkommen
Die in Europa vorkommenden Taranteln gehören alle in diese Gruppe. Im Englisch-sprachigen Raum werden auch die Vogelspinnen als "Tarantulas" bezeichnet. Handelt es sich also um eine extrem große, sehr haarige Spinne, die noch dazu im Terrarium gehalten wird, so handelt es sich meist um eine Vogelspinne. "Echte" Taranteln können zwar dem Urlauber in Südeuropa oft begegnen, werden jedoch äußerst selten im Terrarium gehalten!
SYNONYME
True tarantula; tarantula true; wolf spider; Wolfsspinne; Alpecosa sp.; Tarentula sp.; Lycosa sp.; Lycosidae;
Trochosa sp.; Scaptocosa sp.; Scaptocosa erythrognatha; Scaptocosa raptoria; Allohogna sp.; Allohogna singoriensis; Russische Tarantel; Lycosa tarentula; Apulische Tarantel; Hogna sp.; Hogna carolinensis; Isohogna miami; Lycosa miami; Isohogna sp.; Lycosa erythrognatha; Lycosa raptoria; Lycosa pampeana; Scaptocosa poliostoma; Lycosa antelucana;
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Spinnen giftige; Spinnen giftige Südamerika; Spinnen giftige Europa; Spinnen giftige Nordamerika; Bananenspinnen; Tiere giftige;
LITERATUR
(1) Junghanss, Th., Bodio, M.: Notfall-Handbuch-Gifttiere, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1996.
(2) Schmidt, G.: Giftige und gefährliche Spinnentiere, die neue Brehm-Bücherei 608, Westarp Wissenschaften, Magdeburg, 1993.
(3) Meier, J., White, J., Handbook of clinical Toxicology of Animal Venoms and Poisons, CRC Press, Florida, USA, 1995.
(4) Wagner, Philipp, eigener Fall, Identifizierung durch Ph. Wagner
(5) Mebs, D., Gifttiere, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH; Stuttgart, 1992