Tityus sp.

Erstellt Tox-Mü Kleber J.J.; Wagner Ph. Feb. 1999

TOXIKOLOGIE
Die Gattung Tityus umfaßt über 100 Arten. Als gefährliche Arten gelten (1):
--Tityus bahiensis: Todesfälle möglich.
--Tityus serrulatus: sehr gefährliche Vergiftungen in
  Brasilien. Todesrate (publ. 1971): Erwachsene 0,8-1,4 %,
  Schulkinder 3-5 %, Säuglinge und Kleinkinder 15-20 %.
--Tityus stigmurus: schwere Vergiftungen Nordostbrasilien.
--Tityus trinitatis: sehr gefährliche Vergiftungen in
  Trinidad. Um 1930 Mortalität bei Kindern bei 25 %.
--Tityus trivittatus: selten systemische Vergiftungen,
  meist nur lokale Symptomatik Unpäßlichkeit
--Tityus silvestris:

SYMPTOME
starker Schmerz sofort nach dem Stich an Stichstelle bald cholinerge Zeichen (1,4,5)
-- lokal: in 100 %  Schmerzen an der Stichstelle (1)
-- CHOLINERGE ZEICHEN: sehr bald nach Stich Speichelfluß,
   Schwitzen, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Durchfall; Pankrea-
   titis bei T. tinitatis in 80% der Fälle;
-- ZNS: Erregung, Verwirrtheit wechselnd mit Somnolenz,
   Tremor, Krampfanfälle und Koma (1)
-- GIT: Erbrechen, Bauch-Schmerz, Diarrhoe, bei T.trinitatis
   Pankreatitis beschrieben
-- COR: Tachykardie, Hypertonie, Arrythmien, Herzinfarkt-
   zeichen im EKG + CK-MB + Hypokinesien in Herzschall,
   Herzversagen mit Lungenödem (1,3,5); Befundnormalisierung
   meist in 3-7d (1,2,3)
-- PULMO: Lungenödem kardial und evtl. auch extrakardial als
   direkte Toxinwirkung 1-12h nach Stich (1,2,3).
-- UROGENITAL: Harnverhalt (4); selten (ca.1%) Priapismus(1)
-- LABOR: CK und CK-MB erhöht, erhöhter Blutzucker,
   erhöhte Serumamylase, Leukozytose (1).

THERAPIE
-- ÜBERWACHUNG: jeder Patient mit Tityus-Stich soll mind. 4h
   stationär überwacht werden, bei sytemischen Symptomen bis
   zur Symptomfreiheit.
-- KARDIAL: bei Hypertonie Nifedipin od. Nitrate
   siehe auch allgemein Skorpione
-- LUNGENÖDEM: nach Normalisierung des RR und des peripheren
   Widerstandes bei Weiterbestehen des Ödems frühe Entschei-
   dung zur Intubation und PEEP-Beatmung gegen tox. Lungen-
   ödem; Corticoide sind möglich, aber keine pos. Therapie-
   berichte
-- ANTISERUM:
  "Soro Antiescorpionico", Instituto Butantan Sao Paulo,
   wirksam gegen T.bahiensis und T.serrulatus (in Tox-Mü )
  -Dosis: nach Allergietest 4-8 Amp.a 5ml i.v. (1).
  -WIRKSAMKEIT: different beurteilt: Besserung bei 100% (1)
   gut wirksam gegen Schmerz, aber Tachykardie + Lungenödem
   oft bis 12-24h nach Antiveningabe (5)

TOXIN
Beide Anteile des autonomen Nervensystems werden stimuliert (Gift führt zu Ausschüttung von Katecholaminen und Acetylcholin): daraus resultieren vorübergehende cholinerge Effekte (Erbrechen, profuses Schwitzen, Bradykardie, vermehrter Speichelfluß, art. Hypotension) und länger anhaltende adrenerge Effekte (art. Hypertension, Tachykardie, Myokardversagen). Im Unterschied zu ähnlich wirkenden Skorpiongiften (z.B. Leiurus quinquestriatus) ist Priapismus kein typisches Symptom bei Tityus-Stichen, kommt nur in ca. 1 % der Fälle vor (1).

VORKOMMEN
--T. bahiensis: südl.+südöstl. Brasilien, nördl. Argentinien --T. serrulatus: südöstl. Brasilien.
--T. stigmurus: nordöstl. Brasilien.
--T. trinitatis: Venezuela, Trinidad.
--T. trivittatus: Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay
--T. silvestris: Guiana (4).

BESCHREIBUNG
--T. bahiensis: bis gegen 7 cm lang, einheitlich braun,
  Schwanz und Beine rötlich-braun.
--T. serrulatus: bis gegen 7 cm lang, gelblichbraun bis
  dunkelbraun, Beine und Schwanz in helleren Gelbtönen.
--T. stigmurus: bis gegen 7 cm lang.
--T. trinitatis: bis gegen 9 cm lang, gelbbraun bis dunkel-
  braun, Beine und Pedipalpen (Zangen) rötlich und gelb.
--T. trivittatus: bis gegen 7 cm lang.
Alle Tityus-Arten zeigen feingliedrige Zangen. Sie sind zu finden unter Steinen, totem Holz, losen Baumrinden, entlang von Flußufern, gelegentlich auch in dunklen Nischen in und um den Wohnbereich, v.a. in älteren Stadtteilen.
T. trinitatis kommt in Trinidad bevorzugt in Zuckerrohr- und Kokosplantagen vor und dringt für gewöhnlich nicht in Häuser ein.
T. serrulatus zeigt eine biologische Besonderheit, in dem er sich nur parthenogenetisch  fortpflanzt (Jungfernzeugung; eingeschlechtliche Fortpflanzung), nur weibliche Tier sind bisher gefunden worden (1).

SYNONYME
Tityus bahiensis; Tityus serrulatus; Tityus stigmurus; Tityus trinitatis; Tityus trivittatus; Tityus silvestris;

GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Skorpione allgemein; Skorpione giftige Südamerika; Tiere giftige

LITERATUR

(1) Junghanss, Th., Bodio, M.: Notfall-Handbuch Gifttiere,


    Thieme Verlag, 1996.


(2) Amaral, C.F.S. et al.: Scorpion sting-induced pulmonary


    oedema: evidence of increased alveolocapillary membrane


    permeability, Short communication, Toxicon, Vol. 32,


    No. 8, pp.999-1003, 1994.


(3) Hering, S.E. et al.: "Reversible cardiomyopathy" in


    patients with severe scorpion envenoming by Tityus


    serrulatus: evolution of enzymatic,


    electrocardiographic and echocardiographic alterations,


    Annals of Tropical Paediatrics, 1993, 13, 173-182.


(4) Fuchs, S. et al.: Neurological Urinary Retention after


    Scorpion Sting, International Congress of the European


    Association of Poison Centres and Clinical


    Toxicologists (EAPCCT), Marseille, Juni 1996, Abstract-


    Band, S. 84.


5. Freire-Maria L. et al.: Treatment of scorpion evvenoming


  in Brazil. aus Envenomings and their treatments


  Editions foundation Marcel Merieux, Lyon 1996