TOXIZITÄT
--Nicht jeder Biß führt zu Symptomen (3)
nur in 50% der Bisse genug Giftabgabe für mehr als
lokales Ödem (3)
wenn 2 h nach Biß noch symptomlos (auch kein Ödem), keine
Symptome mehr zu erwarten (3)
--schwere Verläufe sind selten, tödliche die absolute
Ausnahme (3)
--ähnlich wirkende europ. Giftschlangen: Aspisviper,
Sandviper, V. latastei, V. lebetina, V. xanthina; können
teilweise stärkere Reaktionen auslösen, als die Kreuz-
otter, sind in Symptomen und Therapie aber gleich
SYMPTOME
Ist 1 h (1) od. 2 h (3) nach dem Biß keine Schwellung um Bißstelle, so ist entweder kein Gift appliziert worden oder es handelt sich um den Biß einer ungiftigen Schlange (1) --lokal: 2 symetrische 1 cm entfernte Bißstellen (4)
initialer Schmerz in Min. nicht regelmäßig; meist rasche
Entstehung des Ödems, aber auch noch nach >1-3h mögl.(5)
mit Max. nach 1(-3) d (5,6), typische Blaulividverfärbung;
Schwellung ganzes Glied bis Rumpf mögl.; Lymphangitis +
schmerzhafte Lympfknotenschwellung möglich;
-selten Hämatom; Pelzigkeit; Nekrose an der Bißstelle;
Thrombophlebitis lokal; sehr selten Kompartmentsyndrom
--Allgemeinsymptome: (51x bei 286 Fällen(6))
-GIT: rasch Übelkeit, Erbrechen, Bachschmerzen, Schweiß-
ausbruch, auch rein psych. Ursache möglich
-COR: Schock, Hypotonie, Tachykardie; 1x Stenokardie (6)
-RESP: Dyspnoe,
bei Kindern mit massiven Extremitätenödemen ca. am 10 Tag
Lungenödemgefahr durch Hypervolämie bei Ödemausschwemmnug
-ANGIONEUROTISCHES ÖDEM: Zungenschwellung; Glottisödem;
Lippenschwellung (3,6)
-SONST: Schwitzen; Schüttelfrost; (6)
1x passagere Transaminasenerhöhung im Verlauf (6)
-GERINNUNG: selten Blutgerinnungsstörung, Mikrohämaturie
Verbrauchskoagulopathie mit massiver Muskeleinblutung (6)
Kontrolle alle 6-12h bis normal; Thromboabfall noch am
3.d möglich, VipTAB sofort wirksam (6)
-ALLERGIE: Anaphylaktischer Schock; Quinkeödem (6)
IgE übermittelte Anaphylaxie (5)
-ZNS sehr selten ZNS-Depression, Krampfanfälle ohne
Blutdruckabfall (7)
THERAPIE
-- ALLGEMEIN: Ruhigstellen der Extremität (evt. Schiene),
kühlende Umschläge, evtl. Schmerzmittel, Beruhigen des
Patienten, Transport in Klinik, Tetanus-Prophylaxe.
-LOKAL: keine Manipulationen an Bißstelle: kein Aussaugen,
kein Ausschneiden, kein Abbinden, aber DESINFIZIEREN
-ÄRZTL. ÜBERWACHEN: immer für 3 h, falls Symptome auftreten
mind. 24 h klinisch überwachen (Schwellung kann 3d zuneh-
men (5,6)
-- bei HYPOTONIE + SCHOCK + bei ALLERGIE: Corticoide + Anti-
histaminikum (evtl. Dopamin (Adrenalin); [ Corticoid +
Antihistamin war bei schwerer Allgemeinreaktion ohne
Antiserumgabe wirksam (6): 2x Dyspnoe, 3x Glottisödem,
2x Schock, 1x Herzjagen + Übelkeit) (6)
-- SCHWELLUNG: wichtigstes ist Ruhigstellung; Antiserum (be-
sonders frühzeitig) scheint bei genügender Dosis (Vipera
TAB 200-400mg) wirksam zu sein (12,13), evtl. nach Std.
wiederholen; Corticoid + Antihistamin und zu wenig Anti-
serum verhindern weitere Schwellungszunahme nicht (6,10)
- bei Kinder mit starken Ödemen nach ca. 10d Gefahr der
Hypervolämie, evtl. Lungenödem bei Ödemrückbildung (8)
- bei KOMPARTMENTSYNDROM (peripher unterdrückter Puls!)
nur bei absoluter Indikation chir. Fasziotomie überlegen
- evtl. siehe ANGIONEUROTISCHES ÖDEM
wirsam ist Kortikoid + Antihistamin (6, I 0803184/00)
-- ANTISERUM
-INDIKATION: Blutdruckabfall therapieresistent, langanhal-
tende GIT-Symptomen, rasch zunehmendes Ödem, ZNS-Symptome
Azidose, Hämolyse, Blutgerinnungsstörung (Thrombopenie
< 50.000, Fibrinogen < 100); EKG-Veränderungen
-KINDER: großzügige Indikation für VipTAB
-a) Fab-Fragment-Antiseren (Allergiegefahr sehr reduziert)
1. ViperaTap (Therapeutic Antibodies Inc.) in Tox Mü
2. ViperFav (Pasteur merieux Lyon)
(gegen V.berus, ammodytes, aspis + xanthina)
-DOSIS: 2 Amp. (2 x 100 mg Fab-Fragmente) in 250 ml NaCl
über 1 h i.v.; evtl. nochmals selbe Dosis.
-b) European Viper Venom Antiserum Zagreb Kroatien
(gegen V.amodytes, V. aspis, V.berus, V.lebetina; V
xanthina, V.ursinii) (14)
-c) Siero antiofidico tetravalente purificato (Fa. Sclavo
Siena Italien) als Ersatz für "Europaserum-Behring"
gegen V.amodyte, V.aspis, V.berus, V.ursinii
-Allergietest: nicht mehr empfohlen; Allergieprophylaxe
mit Kortikoid + Antihistamin H1 + H2 (11)
-NEBENWIRKUNGEN der Nicht-Fab-Antiseren Allergie + Serum-
Krankheit: bei 30x Europaserum Behring (6) 1x anaphylak-
tischer Schock trotz neg i.c.Test, 1x Serumkrankheit
nach 10d, 1x pos. Allergietest ohne Serumgabe
MERKMALE
- Sichere Merkmale: Kopf dreieckig deutlich gegenüber
schlankerem Hals abgesetzt. Wie alle Viperiden senkrechte,
schlitzförmige Pupillen.
- ungiftige Ringelnatter hat gelbe Backen+runde Pupillen
- KREUZOTTER: Schlanke, ca 60 cm (bis max. 80 cm ) lange
Schlange, mitgrauer, brauner oder roter Grundfarbe, am
Rücken schwarzes Zickzackband (außer bei schwarzen Formen)
VORKOMMEN
Skandinavien, England, Mittel- und Osteuropa, Sibirien bisPazifik (incl. Schantar und Sachalin); Vordringen
bis zum Polarkreis.
--Lebensraum: Regionen mit gemäßigt-kühlem Klima und hoher
Luftfeuchtigkeit: Moore, Sümpfe, Bergwiesen, Wald-
ränder,Feldraine, Steinbrüche, im Gebirge bis 3000 m.
TOXIN
Das Gift der Kreuzotter ist ein Gemisch von Enzymen, wiez.B. Phospholipase, L-Aminosäureoxidase, Phosphodiesterase, Peptidasen u.a., die zu raschem Blutdruckabfall, Störungen der Blutgerinnung oder zu einer Zerstörung von Blutgefäßen und Geweben führen (2).
SYNONYME
Kreuzotter; adder; common viper; Höllenotter; Kupferotter; Bergotter; Kleinasiatische Bergotter; Ottoman viper; Vipera xanthina; Sandviper; Vipera ammodytes; Vipera latasti; Latastes viper; Wiesenotter; Vipera ursinii; meadow vper;
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Schlangen giftige; Viperidae; Tiere giftige; Schlangen giftige Europa;
LITERATUR
1 Mebs D: Gifttiere, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1992, S. 201.
2 I. Claus, D. Mebs: Schlangengift-Toxine, Naturwissenschaftliche Rundschau, 44. Jahrgang, Heft 1,1991. 3. Mühlendahl Vergiftungen im Kindesalter Enke 1995
4. BGA Stoffkarte Vipera Berus 1978
5. Micromedex Poisindex Sep. 1995
6. GIZ-Mü-Fälle siehe KASUISTIK F4
7. schrift. Mitteilung Schwed. poisoncontrollcenter 9.95
8. Bunjes; Bericht über die Tagung in London/März 1994:
Current and future treatment of vipera berus Gift-Info
B-Gift Berlin 1995
9. Therapeutic antibodies: investigators mannual
Vipera berus antivenom 1994
10. Persson H; Irestedt B: A study of 136 cases of adder
bite treated in Swedish hospitals during 1 year;
Acta med. scand 1981; 210: 433-9
11. Meier J; White J: Handbook of Clinical toxicology of
animal venoms and poisons; CRC Press 1995
12 Karlson-Stiber C; Persson H: Antivenom treatment in
Vipera berus envenom- report of 30 cases
J. internal med. 1994; 235: 57-61
13. Karlson-Stiber C; Persson H et. al.: First clinical experineces with specific sheep Fab-fragments in snakebite. Report of a multicenter study of Vipera berus envenoming
Journla internal med. 1997 241: 53-58
14. Packungsbeilage Europea Viper antivenom antiserum
Zagreb Croatia, Inst. of Imunollogy