TOXIZITÄT
-- sehr giftig mit starker Gerinnungstoxizität, schnelle
hypotone Wirkung und häufig Nierenschädigung
andere V. ruselli siehe Vipera russelli spp.
SYMPTOME
-- LOKAL: Schmerz sofort, über Stunden zunehmen; leichte bis stärkste Schwellung, mit Max. nach 1-4d, abklingend in 5-
7d; schmerzhafte Lymphknotenvergrößerung; öfter Blasen-
bildung (auch blutig), selten Nekrose (1)
-- ZNS: Koma 2-3h nach Biß für 6-7h bei 10% der Bisse in
Thailand (1) (Schockfolgen od. ZNS-Toxizität)
-- COR: Hypotonie mit früh auftretenden Synkopen innerhalb
erster 90 Min. und Erholung nach Minuten bis zu 12-24h
(evtl. durch Histamin + Kinine), auch Schock bei Hypovol-
ämie durch Flüssigkeitsverlust in Gewebe (2)
-- PULMO: Lungenödem durch Kapillarschädigung (1,2)
-- BLUTGERINNUNG: Gerinnungsstörungen und Blutungen schon
nach wenigen Std. - 15h (Blutungen noch nach 3-5d); Ver-
brauchskoagulopathie mit Fibrinogen-, Quick-, Trombozy-
ten-Abfall (max. am 3.d); oft disseminierte intravasale
Gerinnung; [Abfall Faktoren V, X, XIIa, Plamsminogen,
Antiplasmin, D-Dimer-Anstieg]
-- NIERE: Nierenschmerzen, Nierenversagen evtl. durch direk-
te Giftwirkung oder durch Schock oder DIC (1,2)
in Thailand auch proliverierende Glomerulonephritiden (1)
-- SONST: Bauchschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Brustschmerzen
-bei burmesischen Fällen: oft erhöhte Kapillardurchlässig-
keit mit periorbitalen Ödemen, Lungenödem, Ascites, Pleu-
raerguß und Proteinurie; (1)
-- SPÄTFOLGEN: selten Hypophseninsuff. nach Blutungen, noch
nach Jahren (1)
THERAPIE
-- ERSTE HILFE: Entfernen beengender Gegenstände (z.B.Ring)
immer liegend Kliniktransport mit ruhiggestellter ver-
letzter Extremität; keine Stauung, kein Ausschneiden od.
andere Manipulation an Bißstelle auf intakten Tetanus-
schutz achten
-- LOKAL: antiseptische Wundsäuberung; Antibiotika nicht
prophylaktisch; chirurg. Wundtoilett nur bei normalen
Gerinnungswerten später bei Nekrose oder Abszeß
-- BEOBACHTUNG: mind. 24h klin. beobachten auf Lokalsymp-
tome; Hypotonie, Gerinnungsstörungen
-LABORWERTE kontrollieren alle (4-)6h: Fibrinogen, Spalt-
produkte, Thrombos, Quick; Urinstatus; Elektrolyte
Kreatinin
-- bei HYPOTONIE und SCHOCKZEICHEN: zuerst Versuch mit Anti-
histaminika + Kortikoid und Dopamin (bei Bedarf Adrena-
lin) gegen Histamin + Kininfreisetzung; Antiserum
-- bei GERINNUNGSSTÖRUNGEN: Antiserum und evtl zusätzlich
Substitution von Gerinnungsfaktoren nötig
-- NEPHROLOG.: adäquaten Volumen- + Elektrolytsubstitution,
RR-Therapie; Harnalkalisierung mit Bikarbonat; bei Nier-
eninsuff. HD solange nötig
-- ANTISERUM: ->Russels viper antivenom Rangoon Burma (2)
->Russells viper antivenin Thai Red Cross (1)
-INDIKATION: hauptsächlich gegen Gerinnungstörungen
DOSIS 4-10 Amp. initial bei Bedarf wiederholen
-WIRKSAMKEIT: gut gegen Gerinnungsstörungen (2)
-ALLERGIETEST: Verläßlichkeit umstritten (1); zur Prophy-
laxe Kortikoid + Antihistamin, Adrenalin-Bereitschaft;
gegen Serumkrankheit evtl. prophylaktisch Kortikoide (1)
VORKOMMEN
-- V. russelli siamensis: Thailand; Burma; Kambodscha;
östl. China
GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT
Schlangen giftige; Viperidae; Tiere giftige
LITERATUR
1. Meier J, White J: Handbook of clinical toxicology of
animal venoms and poisons Boca Raton: CRC Press 1995
2. Junghanss Th, Bodio M: Notfall-Handbuch Gifttiere.
Stuttgart Thieme 1996