Pilzvergiftung | ||
Generell zu unterscheiden sind 6 Stunden und später nach der Pilzmahlzeit auftretende Beschwerden von früh auftretenden Beschwerden 30 Minuten bis 4 höchstens 6 Stunden nach Pilzgenuß; die früh auftretenden Beschwerden sind in der Regel durch nicht lebensbedrohliche Pilzvergiftungen verursacht; die spät nach der Pilzmahlzeit beginnenden Vergiftungsbeschwerden (6-20 Stunden bis 10 Tage) können lebensbedrohliche Pilzvergiftungen werden.
Treten Beschwerden kurz nach einer Pilzmahlzeit auf (15-30 Minuten bis
4 Stunden später) muß man an mehrere Pilzvergiftungssyndrome denken. Werden nur
oder hauptsächlich Magen-Darm-Störungen nach einer Pilz-Mahlzeit verursacht,
kann es sich um eine ALLERGIE auf den entsprechenden Pilz handeln, oder
um eine PILZ-UNVERTRÄGLICHKEIT, oder um eine LEBENSMITTELVERGIFTUNG oder
um eine Magen-Darm-Störung durch einen GIFTIGEN PILZ (das GASTROINTESTINALE PILZSYNDROM).
Die verschiedenen GIFTPILZE die ein gastrointestinales Pilzsyndrom mit früher
Latenz verursachen können finden Sie in der PILZDATENBANK unter
PILZVERGIFTUNG MIT MAGENDARMREIZUNG.
Beim PILZ-MUSKARINSYNDROM kommt es nach 15 Minuten bis 2 Stunden nach
der Pilzmahlzeit plötzlich zu Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen,
Schweißausbruch und Speichelfluss; es wird am häufigsten verursacht
durch Risspilze.
Beim PAXILLUS-SYNDROM kommt es in seltenen Fällen 1-2 Stunden
nach der Pilzmahlzeit zu schweren Magen-Darm-Probleme und einer
manchmal lebensbedrohlichen antikörperverursachten Blutauflösung;
häufiger sind harmlose Unverträglichkeitsreaktionen nach Kremplingsmahlzeit
mit alleiniger Magen-Darm-Symptomatik, die vor allem auftreten wenn der Pilz
nicht oder ungenügend gekocht genossen wird.
Die betroffene Person hat kurze Zeit nach einer Pilzmahlzeit (nach 15 Minuten
bis ca. 4 Stunden) Magendarmprobleme mit Erbrechen, Durchfall und
Magenschmerzen; zusätzlich können Hautquaddeln, asthmatische
Atembeschwerden und in schlimmen Fällen sogar ein Blutdruckabfall auftreten.
Eine Pilzallergie kann nach jedem Pilz, bevorzugt nach Speisepilzen
auftreten; typischerweise ist nur 1 Person nach einer Pilzmahlzeit betroffen,
die schon bei früher diesen Pilz gegessen hat.
Bis 4 Stunden nach der Pilzmahlzeit treten nach ungenügendem Kochen und bei
zu großer Pilzmenge leichte bis mittelschwere Magen-Darmprobleme auf und eine
langsam einsetzende Diarrhö.
Die Pilzunverträglichkeit ist bei einigen schwer verdaulichen Pilzen
häufig, besonders wenn diese nicht lange genug gekocht wurden. Es können
mehrere Personen einer Pilzmahlzeit betroffen sein. Die Unterscheidung zum
GASTROINTESTINALEN PILZSYNDROM mit kurzer Latenz ist manchmal nicht eindeutig
möglich.
Bei unsachgemäßer Lagerung können im leicht verderblichen Pilzeiweiß bakterielle Giftstoffe entstehen die Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen könnnen, siehe ->Lebensmittel allgemein<-
Bei dem FLIEGENPILZ- PANTHERPILZ- SYNDROM kommt es 1/2 bis 3 Stunden
nach der Pilzmahlzeit zu Sehstörungen, Trunkenheitsgefühl, motorischer
Unruhe bis zu Krampfanfall und Koma; psychisch sind Halluzinationen,
Angst und Wutanfälle möglich.
Das PSILOCYBINSYNDROM ist meist willkürlich durch Drogen-Pilz-Abusus
verursacht und tritt nur ausnahmsweise nach einer Pilzmahlzeit durch
Verwechslung auf. Typischerweise kommt es schon 30 bis 60 Minuten
nach der Pilzmahlzeit zu starken Halluzinationen, Panikattacken,
weiten Pupillen und schnellem Herzschlag.
Beim Coprinus-Syndrom kommt es bei Alkoholgenuss innerhalb Stunden bis zu 2 Tagen nach der Pilzmahlzeit zu Gesichts- und Hautrötung, Kopf- und Herzschmerzen, die 20 Minuten bis 2 Stunden nach dem Alkoholgenuss auftreten und in seltenen Fällen sogar lebensbedrohlich werden können.
Die wichtigen möglicherweise lebensgefährlichen Pilzvergiftungen zeigen erste
Beschwerden frühestens nach 6 bis 8 Stunden, oft erst nach 8 bis 18 Stunden;
bei den nierengiftigen Schleierlingen (Cortinarien) treten erste Symptome
sogar erst 1-2 Tagen bis zu über einer Woche nach der Pilzmahlzeit auf.
AMATOXINSYNDROM: (6) bis 8-12 Stunden seltener bis zu 24 Stunden
nach der Pilzmahlzeit tritt heftiges wiederholtes Erbrechen und für
6-9 Stunden anhaltende Diarrhoe auf; nach trügerischer Besserung
entsteht 1 bis 2 Tage nach der Pilzmahlzeit ein zunehmender Leberschaden, in
schweren Fällen bis zum Leberzerfall.
Verursachend sind nicht nur die giftigen Knollenblätterpilze sondern auch einige
Schirmlingsarten sowie die braunen Häublinge.
GYROMITRA-SYNDROM: (5) bis 6-12 Stunden seltener bis zu 50 Stunden
nach der Pilzmahlzeit treten plötzlich krampfhafte Blähungen, Übelkeit und
Erbrechen auf, das bis zu 2 Tagen anhalten kann; in schweren Fällen kommt
es nach 24 Stunden zur Leberschädigung und zu Beginn zu Nervenstörungen.
ORELLANUS-SYNDROM: 36 Stunden bis 14 Tage nach der Pilzmahlzeit
kommt es einer Nierenschädigung mit Rückenschmerzen, Eiweiß und Blut im Urin,
in schweren Fällen bis zum Nierenversagen; als Frühsymptome klagen manche
Patienten etwa 1 Tag nach der Pilzmahlzeit über Übelkeit und Erbrechen.