Pilzbestimmung | ||
Übersicht von Pilzbestimmungscharakteristika, die für jeden verständlich den Auschluß der wichtigsten Giftpilze zumindest der tödich giftigen Pilze erlauben sollten; die folgenden Ausführungen sind teils für den Pilzsammler gedacht, teils für den Arzt, der sich durch eine Pilzbeschreibung einen Überblick über die in fragekommenden Giftpilze machen möchte. Auf Fachausdrücke und alle möglicherweise schwierig zu beurteilenden Bestimmungscharakteristika wurde absichtlich verzichtet.
Hat man den in fragekommenden Pilz nicht vorliegen, sollte man versuchen sich durch die Pilzbeschreibung ein gewisses Bild zu machen, ohne gleich Pilzbilder zu vergleichen; die spontane Pilzbeschreibung des Pilzsammlers oder der Person, die den Pilz geputzt und zubereitet hat kann durch gezielte Fragen ergänzt werden (siehe unten); in etlichen Fällen kann man durch diese Beschreibung des Pilzes zumindest die tödlich giftigen Pilze ausschließen.
Als erstes stellt sich die Frage, ob es sich um Röhrenpilze (schwammartige
Hutunterseite), um Lamellenpilze (blattartige Hutunterseite) oder
Nichtblätterpilze (z.B. Boviste, Morcheln, Korallen-Pilze) handelt. Tödlich
giftige Pilze finden sich nur unter den Lamellenpilzen, ausgenommen die tödlich
giftigen Lorcheln (Nichtblätterpilze).
Die nächste Frage ist, welche Farbe die Lamellen oder die Röhren haben; so
haben alle tödlich giftigen Knollenblätterpilze rein weiße Lamellen,
die tödlich giftigen Rauhköpfe zimtbraune und die tödlich giftigen Häublinge
(z.B. Nadelholzhäubling) braune Lamellen;
Danach ist der Standort zu erfragen: Nadel- oder Laub- oder Mischwald,
auf altem Holz oder frei auf der Wiese wachsend.
Leicht zu beurteilen sind auch bitterer oder scharfer Geschmack, die durch
ein auch beim Giftpilz ungefährliches kurzes Anlecken des Pilzfleisches mit der
Zungenspitze geprüft werden können. Pilze mit bitterem oder scharfen Geschmack
sollten vom Nicht-Pilzexperten immer gemieden werden.
Zur genauen Pilzbestimmung gibt es noch viele weitere Charakteristika
(z. B. beringt oder nicht beringt, Pilzkappe, Geruch, u.s.w.); diese
Chrakteristika überfordern den Ungeübten und sind ausführlicher in Pilzbestimmungsbüchern abgehandelt.
Hat man die Pilze nicht vorliegen, und hat man sich an Hand der Pilzbeschreibung ein ungefähres Bild gemacht, und einen oder mehrere Pilze im Verdacht, kann man durch das Betrachten von Pilzbildern versuchen die Verdachtsdiagnose sicherer zu machen. In der Datenbank dieser Pilz-Internet-Seite sind die einzelnen Pilze ausführlich beschrieben und in einem speziellen Textteil sind die typischen Merkmale des beschriebenen Pilzes besonders hervorgehoben. Jeder Pilztext hat außerdem ein Kapitel Verwechslungsmöglichkeiten, in dem die wichtigsten ähnlichen Pilze und alle eventuell verwechselbaren Giftpilze mit den wichtigsten Unterscheidungsmerkmalen aufgelistet sind.
Bei jeder Pilzbestimmung nach Erzählungen muß man einen Irrtum einkalkulieren;
sogar wenn übriggebliebene oder mitgebrachte Pilze vorliegen könnten
noch zusätzlich andere Pilze gegessen worden sein.
Angaben zur Hutfarbe oder Beringung sind oft falsch durch mangelhafte
Beobachtung oder das Alter und den Erhaltungszustand des Pilzes.
Vom Pilzsammler geäußerte Pilznamen, sollten auf keinen Fall
zu einer Einengung in der Suche führen, da diese oft in keiner Beziehung
zum später bestimmten Pilz stehen; immer sollte eine Pilzbestimmung ganz
unvoreingenommen mit der Frage nach Lamellen, Röhren u.s.w. beginnen.
Wenn vorhandene Vergiftungssymptome nicht mit den nach der Beschreibung
möglichen Pilzen übereinstimmen, ist eher ein der Vergiftungssymptomatik
entspechender Giftpilz anzunehmen, als ein zur Beschreibung passender!
In wichtigen Fällen (Therapieentscheidung bei schweren Pilzvergiftungen) ist
es möglich einen geprüften Pilzexperten zu Rate zu ziehen, der aus
übriggebliebenen Pilzen, teils auch Pilzresten meist eine sichere
Pilzbestimmung durchführen kann.
Bei den Giftnotrufzentralen [GIFTNOTRUF MÜNCHEN +49 621 14254] kann die
Adresse und Telefonnumer eines in der Nähe wohnenden Pilzexperten erfragt werden.
Untersuchung der Pilze unter dem Mikroskop (z.B. Pilzsporen) oder Nachweise der Pilzgifte ist im allgemeinen nur in speziellen Untersuchungsstellen möglich, und ist vom Zeitaufwand und der örtlichen Verfügbarkeit beim akuten Vergiftungsfall meist nicht relevant. Eine Ausnahme bildet eventuell der leicht durchführbare Amatoxin-Zeitungspapier-Test siehe Amatoxinsyndrom
Ist es schon zu Vergiftungssymptomen gekommen, gibt die Art der
Vergiftungssymptome und die Zeit, die ohne Beschwerden zwischen Pilzmahlzeit
und ersten Beschwerden vergeht, wesentliche Hinweise auf die möglichen
verursachenden Pilze siehe PILZVERGIFTUNGEN
Bei Einnahme mehrerer verschiedener giftiger Pilze könnten allerdings auch
kombinierte Vergiftungszeichen auftreten, die dann die beschwerdefrei Zeit nach der Pilzmahlzeit nicht mehr als bestimmendes Kriterium zulassen.